Die Architektur der Zukunft
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Augmented Reality und Virtual Reality nehmen bei Immobilien in vielerlei Hinsicht eine immer größere Rolle ein. Bis zum Jahr 2025 soll der globale Markt für AR und VR in der Immobilienbranche rund 2,3 Milliarden Euro ausmachen. Fest steht, dass diese Technologien erfolgreich über die Experimentierphase der letzten Jahre hinausgewachsen sind und immer häufiger Anwendung finden.
Ob erweitert oder vollständig, Hauptsache lebensecht
Augmented Reality bedeutet übersetzt ins Deutsche erweiterte Realität. Sie fügt der realen Umgebung digitale Inhalte hinzu, die zum Beispiel auf dem Bildschirm eines Tablets dargestellt werden. Virtual Reality oder virtuelle Realität versetzt den Nutzer in ein rein digitales oder simuliertes Umfeld. Hierfür ist oft Hardware, zum Beispiel in Form einer VR-Brille, notwendig. Im Zusammenhang mit diesen Techniken ist häufig von Immersion die Rede. Der Begriff bezeichnet, wie glaubwürdig die dargestellten Inhalte in den Augen (und Ohren) der Benutzer erscheinen. Generell ist ein größerer Realismus durch bessere Hardware erzielbar. Dazu zählen unter anderem eine hohe Auflösung, die realistische Beleuchtung digitaler Inhalte oder das exakte Registrieren von Kopf- und Augenbewegungen.
Wie plastisch oder in welchen Farbtönen virtuelle Inhalte dargestellt werden, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir sie wahrnehmen. Ein stark überzeichnetes Bild von Augmented Reality zeigt der Kurzfilm Hyper Reality. Derartige Darstellungen, die an das grelle Webdesign der 90er Jahre erinnern, werden wir im Bereich der Immobilienbranche in Zukunft nur selten zu Gesicht bekommen. Denn Studien belegen, dass eine möglichst realitätsnahe Darstellung digitaler Inhalte einen wesentlichen Vorteil darstellt: Sie erleichtert den Anwendern von AR und VR die Ausführung verschiedener Tätigkeiten in einer vollständig oder partiell virtuellen Umgebung.
Richtig eingesetzt, bereichern diese Technologien das Kundenerlebnis, wie folgendes Beispiel verdeutlicht.
Virtuelle Hausbesichtigung
Die Suche nach einer Immobilie gestaltet sich mitunter schwierig. Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden: Neben Lage und Preis müssen potenzielle Käufer und Käuferinnen eine Vielzahl weiterer Details, wie die Aufteilung der Zimmer oder den Lichteinfall zu verschiedenen Tageszeiten beachten. Der Recherche auf Web-Plattformen oder Seiten verschiedener Immobilienunternehmen kommt dabei eine große Bedeutung zu. Denn sie ermöglicht eine erste Sichtung des Angebots. Doch wer das Internet nach dem zukünftigen Traumhaus durchstöbert, sieht sich meist mit einigen Hürden konfrontiert:
- Oft sind die Textbeschreibungen von Häusern oder Wohnungen beschönigend oder ohne große Aussagekraft.
- Fotos vom Objekt und den Räumlichkeiten lassen zwar mehr Rückschlüsse auf das Aussehen und den Zustand einer Immobilie zu. Dennoch können Bilder immer nur einen Teil der Realität abbilden oder sie sogar verfälschen.
- Sofern die Immobilie bereits gebaut wurde, macht das Besuche vor Ort notwendig – aufgrund der zum Teil mangelhaften Informationen im Vorfeld ist aber häufig unklar, ob sich der Termin wirklich lohnt.
Augmented Reality und Virtual Reality schaffen bei diesen Problemen Abhilfe, da sie die virtuelle Hausbesichtigungen in 360 Grad bei geplanten und bereits realisierten Objekten ermöglichen. Die Idee dahinter ist einleuchtend, denn die Besichtigung einer Immobilie dauert – insbesondere, wenn man die Anfahrt hinzurechnet. In der gleichen Zeit können Interessenten von zuhause aus virtuelle Rundgänge in mehreren Immobilien durchführen und so eine Erstauswahl treffen. Das Ergebnis ist eine satte Zeiteinsparung für Makler und Kunde. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in der erweiterten oder virtuellen Realität das Aussehen der Immobilie anzupassen. Der Fußbodenbelag, die Farbe der Wände oder das Material der Küchenausstattung können mit einem Klick geändert werden.
Digitale Bühne
Das digitale Haus wird zur Bühne, die frei gestaltet werden kann. Dass das auch aus Verkäuferperspektive durchaus Sinn macht, belegen Zahlen der US-amerikanischen National Association of Realtors. Demnach wirkt sich das Adaptieren von Immobilien positiv auf die Vermarktung und Verkaufszahlen aus. Das gilt auch für die Innenausstattung. IKEA hat es vorgemacht: Am Smartphone können Kunden per App verschiedene virtuelle Einrichtungsgegenstände in der realen Umgebung ihres Eigenheims anzeigen lassen. Das ermöglicht eine bequeme Rundum-Besichtigung sowie den Vergleich der zukünftigen Badewanne mit anderen Modellen.
Zeit und Kosten sparen
Architekten, Heimausstatter oder beeidigte Sachverständige können per AR-App Räume im Gebäude oder die Abstände zwischen Objekten vermessen. Andere Lösungen ermöglichen wiederum das Abrufen und Einblenden von relevanten Informationen zu einem Objekt, wenn es mit einem mobilen Endgerät in den Fokus genommen wird.
Die Vorzüge von Augmented Reality und Virtual Reality nutzen immer mehr Unternehmen aus der Immobilienbranche auch bereits während der Planungs- und Konzeptionsphase. Potenzielle Kunden und Kundinnen können zu Projekten in Echtzeit Feedback geben oder Wünsche einfließen lassen. Das Ergebnis: Der Weg vom Modell zum fertigen Produkt wird dank virtueller Besichtigungen vereinfacht. Man sollte diese Digitalisierung jedoch nicht überschätzen. Kaum ein Kunde wird die VR-Brille aufsetzen und nach der virtuellen Hausbesichtigung „Ich will kaufen!“ rufen.
Auch für das Facility Management ergeben sich neue Möglichkeiten. Ein Beispiel: Der Mieter einer Wohnung möchte eine Veränderung der Einstellung am Thermostat vornehmen. Mittels Augmented Reality kann er Schritt für Schritt durch den Prozess geführt werden, ohne dass ein menschliches Eingreifen von Nöten ist. Auch für die Mitarbeiter im Gebäudemanagement wird die Arbeit einfacher, wenn etwa Schalter im Technikraum einer zu betreuenden Immobilie farblich hervorgehoben werden. Beispiele wie diese verdeutlichen, dass sich durch den Einsatz dieser Technologien effizient Ressourcen sparen lassen.
Noch ist Geduld gefragt
Allen positiven Entwicklungen zum Trotz hat dieser Markt im Jahr 2019 eine noch überschaubare Größe. Die Verkaufszahlen bei AR- und VR-Anwendungen steigen nur langsam und weisen damit Wachstumsraten auf, die mit den Anfängen des Smartphones vergleichbar sind. Ob in Zukunft auch Virtual Reality & Co. ähnlich durchstarten werden, bleibt vorerst noch unklar. Für eine weite Verbreitung dieser Technologien sprechen jedoch mehrere Faktoren:
- Seit 2008 fielen die Verkaufspreise für das durchschnittliche Notebook und andere elektronische Geräte um bis zu einem Drittel. Es ist zu erwarten, dass die Produktionskosten und damit die Verkaufspreise für Virtual Reality Brillen und andere Hardware in den kommenden Jahren in ähnlichem Ausmaß sinken
- Die sinkenden Preise führen auch dazu, dass mehr Schauräume oder Kaufhäuser mit der Technik ausgestattet werden, wodurch Unternehmen aus der Immobilienbranche mehr potenzielle Kunden erreichen können.
- Ebenso wächst die Anzahl an AR- und VR-Applikationen, die als Apps mit wenigen Fingertipps heruntergeladen und am Smartphone verwendet werden können – das senkt die Hemmschwelle bei potenziellen Anwendern und Anwenderinnen.
- Insbesondere Anwendungen in der Augmented Reality profitieren davon, dass sie keine eigene Hardware benötigen.
- Auch bei anderen Entwicklungen, wie zum Beispiel im Bereich Künstlicher Intelligenz, verhielt sich die Immobilienbranche lange abwartend. Ist eine kritische Schwelle in der Adoption jedoch überschritten, scheinen neue Technologien aus dem Alltag kaum mehr wegdenkbar. Die Chancen stehen gut, dass dies auch bei erweiterter und virtueller Realität der Fall sein wird.