Blogartikel

6 praktische Schritte für Nachhaltigkeit im Bauwesen

21.08.2024 | 7 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

Nachhaltigkeit im Bauwesen bietet ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile. Sie reduziert den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen von Bauprojekten, was den Klimawandel bekämpft und natürliche Ressourcen schützt. Unternehmen im Bauwesen profitieren durch langfristige Kosteneinsparungen und höhere Marktwerte nachhaltiger Gebäude. Sozial fördert nachhaltiges Bauen gesündere Lebensumgebungen für Bewohner:innen und Arbeitskräfte. In diesem Artikel verbinden wir die Theorie mit der Praxis und zeigen, welche konkreten Schritte Sie zu mehr Nachhaltigkeit auf dem Bau nehmen können.

Inhalt

  • Theoretische Ansätze für nachhaltiges Bauen
  • 6 praktische Schritte zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen
  • Praxisbeispiel für Nachhaltigkeit im Bauwesen
  • PlanRadar für effizientes Bauprojektmanagement

Nachhaltigkeit im Bauwesen: praktische Schritte

5 theoretische Ansätze für nachhaltiges Bauen

Nachhaltiges Bauen kann auf verschiedenen grundlegenden Ansätzen basieren, die als Leitprinzipien für die Planung, Durchführung und den Betrieb von Bauprojekten dienen. Dazu zählen unter anderem:


1. Lebenszyklusanalysen (LCA)
Die Lebenszyklusanalyse (LCA) bewertet die Umweltauswirkungen von Baumaterialien und -prozessen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts hinweg – von der Rohstoffgewinnung über die Bauphase bis hin zur Nutzung und Entsorgung. Durch die Anwendung von LCA können Bauprojekte so gestaltet werden, dass sie ihre Ressourcen effizient nutzen, Emissionen minimieren und langfristige ökologische Vorteile bieten.


2. Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Kreislaufwirtschaft zielt auf die Wiederverwendung und das Recycling von Baustoffen und Ressourcen ab. Anstatt Materialien nach einmaligem Gebrauch zu entsorgen, fördert die Kreislaufwirtschaft ihre Rückführung in den Produktionszyklus. Dies reduziert Abfälle, verringert die Nachfrage nach neuen Rohstoffen und unterstützt die Schaffung von Bauwerken, die anpassungsfähig und ressourcenschonend sind.


3. Nachhaltigkeitszertifizierungen
Nachhaltigkeitszertifizierungen wie LEED, BREEAM oder DGNB bieten klare Standards und Benchmarks für die Umweltfreundlichkeit und soziale Verantwortung von Bauprojekten. Diese Zertifizierungen fördern die Implementierung von Best Practices und Innovationen. Sie dienen als anerkannte Qualitätsgarantie für nachhaltiges Bauen und stärken das Vertrauen von Investor:innen und Nutzer:innen.


4. Betrachtung ökologischer und sozialer Auswirkungen
Ein ganzheitlicher Ansatz für nachhaltiges Bauen berücksichtigt sowohl die ökologischen als auch die sozialen Auswirkungen von Bauprojekten. Nachhaltige Baupraktiken zielen darauf ab, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, etwa durch den Schutz der Biodiversität und die Reduzierung von Umweltverschmutzung, während gleichzeitig positive soziale Effekte wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der Lebensqualität der Anwohner gefördert werden.


5. Anpassungsfähigkeit und Resilienz von Gebäuden
Die Anpassungsfähigkeit und Resilienz von Gebäuden gegenüber externen Herausforderungen ist ein zentraler Bestandteil nachhaltigen Bauens. Gebäude müssen so gestaltet sein, dass sie nicht nur aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch künftige klimatische, technologische und gesellschaftliche Veränderungen bewältigen können. Resiliente und flexible Bauwerke tragen dazu bei, die Lebensdauer von Gebäuden zu verlängern, die Notwendigkeit von teuren Renovierungen zu reduzieren und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Nutzer:innen zu gewährleisten.

6 praktische Schritte zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen

Bei Bauvorhaben gibt es zwei Projektphasen, in denen die Nachhaltigkeit am meisten beeinflusst werden kann: Die Planungsphase und Bauphase. Die nachfolgenden Punkte verteilen sich auf diese beiden Abschnitte, wobei manche Aspekte sowohl in der Planungs- als auch Bauphase beeinflusst werden können.

1. Nachhaltige Planung

In der Planungsphase von Gebäuden bis hin zu ganzen Stadtvierteln werden für alle folgenden Meilensteine und Prozesse die Grundsteine gelegt. Überlegtes Handeln und Optimierungen, die in dieser Phase erfolgen, tragen am meisten zur Nachhaltigkeit bei, da alle Maßnahmen ohne große Kosten implementiert werden können.

  • Grundsätzlich sollte die Planung so erfolgen, dass der Ausstoß von Schadstoffen sowie der Verbrauch von Energie, Wasser und anderen Rohstoffen während der Bau- und Betriebsphase möglichst minimiert
  • Das setzt auch voraus, dass die Gegebenheiten vor Ort bestmöglich genutzt werden (verfügbarer Platz, lokale Ressourcen, Einbezug bestehender Infrastruktur, etc.)

2. Effizientes Gebäudedesign

Ein effizientes Gebäudedesign kann viel dazu beitragen, Energieverbräuche zu reduzieren, während gleichzeitig das Wohlbefinden der Gebäudenutzer:innen steigt. Eine durchdachte Planung und der Einsatz moderner Technologien sind der Schlüssel dazu:

  • Passive Designstrategien: Nutzung von natürlichen Licht- und Belüftungstechniken, um den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und Klimatisierung zu minimieren.
  • Einsatz von neuen Technologien in Gebäuden: Integration von smarten Gebäudetechnologien wie intelligenten Thermostaten, Beleuchtungssystemen und Energiemanagementsystemen zur Optimierung des Energieverbrauchs.
  • Flexibles Raumdesign: Gestaltung von multifunktionalen Räumen, die an unterschiedliches Nutzungsverhalten angepasst werden können, um die langfristige Nutzbarkeit des Gebäudes zu erhöhen.
  • Barrierefreiheit: Gestaltung von Gebäuden, so dass sie auch von Personen in hohem Alter oder mit körperlichen Beschwerden genutzt werden können.
  • Wasserressourcenmanagement: Integration von Regenwassernutzung und wassereffizienten Armaturen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs.

3. Logistik und Transportoptimierungen

Die Planung von Tätigkeiten auf der Baustelle – also welches Gewerk wann was macht – wird im Zuge der Bauplanung vor Beginn der Bauarbeiten festgelegt. Gleiches gilt für die Planung des Transports von Baumaterialien, Gerüsten, Arbeitsgeräten, usw. Diese beiden Bereiche bieten Potenzial für mehr Nachhaltigkeit wie:

  • Lokalbeschaffung von Materialien: Bevorzugung lokaler Lieferanten, um Transportwege zu verkürzen und die Umweltbelastung zu reduzieren.
  • Effiziente Baustellenplanung: Minimierung der internen Transportwege durch eine optimierte Anordnung von Materiallagern und Arbeitsbereichen auf der Baustelle.
  • Verwendung von Mehrweg- und Rücknahmesystemen: Einführung von Systemen zur Rücknahme und Wiederverwendung von Verpackungsmaterialien, um Abfall zu reduzieren.
  • Koordination und Kommunikation: Verbesserung der Kommunikation zwischen den Gewerken, um Wartezeiten und Leerlaufzeiten zu verringern und den Materialfluss zu optimieren.

4. Effizientes Bauprojektmanagement

Ein effizientes Bauprojektmanagement ist entscheidend, um Bauprojekte termingerecht, budgetgerecht und nachhaltig abzuschließen. In diesem Bereich gibt es verschiedene Ansätze zur Optimierung von Prozessen:

  • Nachhaltigkeitsziele in das Bauprojektmanagement integrieren: Festlegung klarer Nachhaltigkeitsziele von Anfang an, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf die Minimierung der Umweltauswirkungen hinarbeiten.
  • Nutzung von Projektmanagement-Software: Einsatz digitaler Tools zur Echtzeitüberwachung von Zeitplänen, Budgets und Ressourcennutzung, um schnell auf Änderungen reagieren zu können.
  • Einsatz von Lean-Construction-Methoden: Anwendung von Lean-Prinzipien zur Eliminierung von Verschwendung und zur Maximierung der Effizienz im Bauprozess.

5. Nachhaltige Materialien verwenden

Durch den Einsatz umweltfreundlicher und ressourcenschonender Baumaterialien können die Umweltauswirkungen von Bauvorhaben erheblich reduziert werden:

  • Recycelte und recycelbare Materialien: Verwendung von Baumaterialien, die aus recycelten Quellen stammen oder am Ende ihrer Lebensdauer wiederverwertet werden können, um Abfall zu minimieren.
  • Nachwachsende Rohstoffe: Einsatz von Materialien wie Bambus, Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder Kork und die schnell nachwachsen.
  • Kohlenstoffarme Baumaterialien: Auswahl von Zement- und Betonalternativen mit geringem CO2-Fußabdruck, um die Emissionen zu reduzieren.
  • Innovative Materialien: Einsatz neuer, innovativer Materialien, die sowohl umweltfreundlich als auch funktional sind, wie z.B. selbstheilender Beton oder Photovoltaik-Glas.

6. Mängel vermeiden

Baumängel stellen eine Verschwendung dar, da sie unnötige Nacharbeiten, Verzögerungen und Mehrkosten nach sich ziehen. Wie sich Mängel vermeiden und das Qualitätsmanagement verbessern lassen:  

  • Frühzeitige Qualitätskontrolle: Durchführung regelmäßiger Inspektionen und Qualitätsprüfungen während aller Bauphasen, um Mängel frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
  • Effiziente Kommunikation: Förderung einer offenen und klaren Kommunikation zwischen allen Beteiligten, um Probleme schnell zu identifizieren und zu lösen und um Missverständnisse und Ausführungsfehler zu vermeiden.
  • Kontinuierliche Überwachung und Dokumentation: Lückenlose Dokumentation aller Prozesse, um sie im Nachhinein nachvollziehbar zu machen.

Praxisbeispiel für Nachhaltigkeit im Bauwesen: Varso Tower in Warschau

In der Praxis wird es bei den wenigsten Bauvorhaben möglich sein, alle der oben aufgelisteten Punkte zur Nachhaltigkeit umzusetzen. Stattdessen werden sich Investor:innen, Architekt:innen und Bauprojektmanager:innen auf jene Aspekte konzentrieren, die das beste Kosten-Nutzen-Potenzial bieten. Diese fallen je nach Bauprojekt unterschiedlich aus, wie das folgende Beispiel zeigt.

Die HP Reavis Group setzte beim Bau des höchsten Gebäudes in der Europäischen Union, des Varso Towers in Warschau, auf die folgenden Punkte, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen:

BREEAM– und WELL-Zertifizierungen des Gebäudes: Diese Zertifizierungen stellen sicher, dass der Varso Tower höchste Standards in Bezug auf Umweltfreundlichkeit, Energieeffizienz und das Wohlbefinden der Gebäudenutzer erfüllt.

Fokus auf die Reduktion von Baumängeln: Durch konsequente Mängelerfassung und -behebung konnte die Qualität der Ausführungen verbessert und unnötige Nacharbeiten vermieden werden, was sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Projektkosten positiv beeinflusste.

Einsatz der Bausoftware PlanRadar: Für eine effiziente Kommunikation zwischen den beteiligten Gewerken und dem Baumanagement und um verschiedene Prozesse zu optimieren.

Wir betrachten die Lösung als eine perfekte Ergänzung unseres Arbeitsstils; daher setzen wir sie überaus gerne bei neuen Projekten ein. Derzeit nutzt HB Reavis PlanRadar bei all seinen Projekten in Europa

Paweł Myszak ,

Leitender Bauprojektmanager, HB Reavis

Mit PlanRadar das Bauprojektmanagement effizienter machen

PlanRadar ist eine Plattform für die effiziente Dokumentation, Kommunikation und digitales Berichtswesen bei Bau- und Immobilienprojekten. Nutzer:innen verorten Daten wie Kommentare, Bilder und Videos mit mobilen Geräten auf digitalen Plänen und in BIM-Modellen. Alle Informationen werden in Echtzeit mit anderen Projektbeteiligten geteilt, sind in Form von Statistiken auswertbar und lassen sich automatisch in Berichte zusammenführen. PlanRadar bietet eine unübertroffene Flexibilität: Von Checklisten zur Datenerfassung bis hin zu den fertigen Protokollen lassen sich Funktionen flexibel an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anpassen. Das Resultat: Über 90 Prozent der Anwender:innen steigern dank der Plattform Ihre Effizienz.

Weltweit vertrauen mehr als 160.000 Personen in über 75 Ländern auf PlanRadar. Sie wollen selbst sehen, wie die Software und App Sie bei Ihren Bauvorhaben unterstützt? Testen Sie PlanRadar jetzt kostenlos für 30 Tage!

Starten Sie in 4 einfachen Schritten.

1. Benutzerkonto erstellen

2. Pläne hochladen

3. Benutzer einladen

4. Mobile App herunterladen