Das Bauwesen ist weltweit für mehr als 30 Prozent der Emissionen verantwortlich – mehr als jede andere Branche. Hinzu kommt, dass sich Ressourcenmängel immer häufiger in steigenden Energie- und Rohstoffkosten niederschlagen. Das macht zum Beispiel den Haus- und Wohnungsbau in Deutschland immer teurer, so dass sich nicht nur Eigentümer:innen, sondern auch Bauunternehmen und Projektentwickler:innen immer öfter die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellen.
Circular Building – zu Deutsch ungefähr Kreislaufwirtschaft im Bauwesen – soll die Lösung sein, dass weiterhin im benötigten Ausmaß, auf einem angemessenen Kostenniveau und nicht zulasten der Umwelt gebaut werden kann. Die Zeit drängt und in der deutschen Baubranche machen Behauptungen die Runde, dass wer bis 2045 kein klimaneutrales Geschäftsmodell hat, keines mehr haben wird. Denn fest steht, dass sich das Bauwesen in einem großen Wandlungsprozess befindet.
Im Folgenden zeigen wir, worum es bei Circular Building oder Kreislaufwirtschaft im Bau im Detail geht, welche großen Hürden auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen Bauwesen noch gemeistert werden müssen und welche konkreten Lösungsansätze es bereits heute gibt.
Was ist Kreislaufwirtschaft im Bau?
Kreislaufwirtschaft im Bauwesen konzentriert sich auf die Verbrauchsreduzierung, Rückgewinnung und das Recycling von Materialien und Energie. Das Ziel dieses Konzepts ist somit ein nachhaltiger und wirtschaftlicher Umgang mit Ressourcen.
Kreislaufwirtschaft geht jedoch über Abfallmanagement und Recycling hinaus und umfasst weitere Aktivitäten wie die Neugestaltung von Produktionsprozessen und Geschäftsmodellen. Entsprechend müssen technische, wirtschaftliche und institutionelle Prozesse und Rahmenbedingungen entwickelt und angepasst werden. Und das nicht nur lokal, sondern auch auf regionaler und globaler Ebene.
Welche Vorteile bietet Circular Building?
Circular Building ist die Einflechtung von Konzepten aus der Kreislaufwirtschaft in Prozesse des Bauwesens. Daraus ergeben sich folgende potenzielle Vorteile:
- Der verringerte Ressourcenverbrauch und Abfallvolumen wirken sich positiv auf die Umwelt aus, da über den gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg weniger Rohstoffe gewonnen bzw. weiterverarbeitet werden müssen.
- Durch gesunkene Kauf-, Entsorgungs- und Transportkosten sinken die Gesamtkosten von Bauprojekten.
- Abhängig von technologischen Entwicklungen, fortschreitender Digitalisierung und behördlichen Maßnahmen können sich in Zukunft noch weitere finanzielle Einsparungspotenziale ergeben.
- Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Aktivitäten in der lokalen Rohstoff- Bau- und Recyclingindustrie.
- Weniger Deponiefläche wird für entsorgtes Material benötigt.
- Von einer global umgesetzten Kreislaufökonomie im Bausektor würden nicht nur wir in Mitteleuropa, sondern auch viele der weniger weit entwickelte Länder profitieren. Diese leiden zum Beispiel nach wie vor sehr unter den enormen Abfallmengen, die in den Industriestaaten produziert und von dort aus exportiert werden.
Welche Hürden bestehen für die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen?
Die Vorteile des Circular Building liegen somit auf der Hand. Das Problem aber ist, dass ein Großteil der Bemühungen in diesem Bereich bislang im Sand verlaufen sind.
Das hat verschiedene Gründe:
- Mangelhafte bzw. unrealistische Vorgaben von Seiten der Gesetzgeber. So sollen laut einer EU-Richtlinie seit 2020 70% des Abbruchmaterials wiederverwertet werden. Viele Länder erfüllen diese Anforderungen jedoch nicht, da Zeit- und Budgetlimits bei Bauprojekten dies nicht zulassen.
- Im privaten und öffentlichen Bauwesen herrscht oft noch ein unzureichendes Bewusstsein über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft. Zum Beispiel haben Bauingenieur:innen in Deutschland im Schnitt gerade einmal sechs Wochen Recycling-Lehre in ihrem Studienplan. Dem gegenüber stehen die Erkenntnisse unserer Studie, laut welcher die Errichtung klimaneutraler Gebäude in 10 von 12 untersuchten Ländern ein Zukunftstrend
Bauabfall: Eine Frage des Recyclings
Ein weiterer Hauptgrund, warum das Circular Building hierzulande noch in den Startlöchern steht, sind die noch sehr ausbaufähige Weiterverwendung und das Recycling von Bauabfällen. Jährlich werden rund 200 Millionen Tonnen an Bauabfällen und Bauschutt in Deutschland produziert, rund 90% davon entstehen beim Abriss von Gebäuden. Aber nur wenige Prozent werden davon wiederverwertet. Der Grund: Ein Großteil des Bauschutts ist in seiner Qualität nicht mit dem ursprünglichen Rohstoff vergleichbar. Aus diesem Grund wird Bauschutt vorwiegend als Füllmaterial zum Dämmen oder für den Straßenbau verwendet.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den Unterschied zwischen Recycling und der Weiterverwendung von Baumaterialien zu beachten. Weiterverwendung ist, wenn ein Produkt mit minimaler Verarbeitung oder Änderung wieder verwendet werden kann, wie z. B. ein Fenster oder Küchenschränke. Beispielsweise nimmt der Hersteller Schüco Fenster seine Fenster zurück, um das enthaltene Aluminium wieder zu verwenden. Das kostet nur 10% der Energie im Vergleich zur Neukonstruktion.
Aber auch Asphalt, Beton und Bauschutt werden häufig zu Zuschlagstoffen oder neuen Asphalt- und Betonprodukten recycelt. Holz kann zu Holzwerkstoffprodukten wie Möbeln sowie Mulch, Kompost und anderen Produkten recycelt werden. Metalle – einschließlich Stahl, Kupfer und Messing – sind ebenfalls wertvolle Rohstoffe für das Recycling.
Beim Recycling von Bauabfällen stellen die Kosten den entscheidenden Faktor dar. Recycelte Materialien erfordern hingegen einen arbeitsintensiven Prozess, um sie zu zerlegen und wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Abhängig vom Reinheitsgrad des Rohstoffes ist das Recycling aber oft deutlich billiger als die Ablagerung auf einer Deponie. Recycelte Baumaterialien kosten in vielen Fällen beim Einkauf etwa gleich viel wie der Primärrohstoff.
Abhängig von der Art und Größe eines Bauprojekts ergeben sich somit aus der Wiederverwendung bzw. dem Recycling von Materialien große Potenziale für Einsparungen.
Wie lässt sich die Kreislaufwirtschaft im Bau in der Praxis umsetzen?
In der Theorie vereint die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen die drei Punkte Wertschöpfung, Werterhaltung und Dekarbonisierung. Daran orientiert sich auch die praktische Umsetzung. Einige konkrete Schritte zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen sind:
- Erhaltung und Optimierung bestehender Gebäude statt Neubauten.
- Reduktion der Größe neuer Gebäude.
- Planung neuer Gebäude, so dass sie möglichst wenig Materialien benötigen aber gleichzeitig eine lange Nutzungsdauer ermöglichen.
- Einsatz von Baumethoden, die eine einfache Demontage und Wiederverwertung von Materialien ermöglichen.
- Modulare Bauweise: Man weiß vor Baubeginn, was es kostet, man kann das Gebäude einfach zusammenbauen und auseinandernehmen. Die benutzten Rohstoffe können gut recycelt werden.
- Verstärkter Einsatz lokaler Materialien und Arbeitskräfte.
- Bessere Abstimmung zwischen allen Bauprojektbeteiligten über den gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg (z.B. durch Digitalisierung).
- Einführung von Produktpässen aus denen klar hervorgeht, welche Materialien in Immobilien verbaut werden.
- Steuerliche Vorteile, die an gesetzliche Bewertungskriterien von privaten und öffentlichen Bauvorhaben gekoppelt sind.
- Die höhere Besteuerung von Primärrohstoffen.
Wie sich diese Punkte in der Praxis umsetzen lassen, hängt oft von der Art und Größe des jeweiligen Bauprojekts sowie von anderen Faktoren ab. Es ist jedoch sehr davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren vom Gesetzgeber zunehmend die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.
Wie führt Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen?
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