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BIM im Ländervergleich: Wer führt bei der Nutzung in Europa?

23.09.2021 | 19 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

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PlanRadar ist eine SaaS-Lösung (Software as a Service) für die Dokumentation und Kommunikation in Bau- und Immobilienprojekten, die auch die BIM-Technologie unterstützt. Ursprünglich 2013 in Österreich entwickelt, hat PlanRadar seitdem Kunden in 55 Ländern überzeugt und konnte einzigartige Einblicke in eingesetzte Bautechnologien gewinnen. 2021 schloss Planradar eine BIM-Studie ab, um den Einsatz dieser Technologie in den acht europäischen Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Russland, Großbritannien, Frankreich, Polen und Kroatien zu evaluieren.

Zu diesem Zweck führte PlanRadar Recherchen und Interviews mit Bauexperten in verschiedenen Ländern durch. Im Fokus stehen dabei Unternehmen aus dem Bausektor, die neben Architekten und Planern auch Bauunternehmen, Bauträger und Projektentwickler umfassen.

Die Studie untersuchte auch, inwieweit Regierungen der einzelnen Länder die Building Information Modeling-Technologie und digitale Arbeitspraktiken regeln und unterstützen.


BIM Ländervergleich 1

Was ist BIM?

BIM (Building Information Modeling) ist ein recht weit gefasster Begriff, der den Prozess der Erstellung und Verwaltung eines digitalen Gebäudemodells, einer Baustelle oder eines Bauobjekts in allen seinen Phasen beschreibt. Die Verwendung eines digitalen Modells erleichtert die Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse erheblich und bietet darüber hinaus eine genaue und zuverlässige Multikomponenten-Informationsbasis für die Entscheidungsfindung. Die Bauindustrie sieht sich weltweit mit neuen Herausforderungen in Bezug auf Produktivität, Kosten- und Zeitersparnis konfrontiert. Moderne Bautechnologie ermöglicht es, komplexe Objekte schnell und effizient zu bauen. Die erwiesene Effizienz hat die BIM-Technologie zum zentralen Trend im Bauwesen gemacht und sie von einer „elitären“ Nische zum Hauptbaustandard werden lassen. Darüber hinaus hat die Popularität von Building Information Modeling zusammen mit dem Voranschreiten der Digitalisierung im Allgemeinen und der gesetzlichen Unterstützung in vielen Ländern exponentiell zugenommen.

Die BIM-Technologie ist nicht auf die dreidimensionale Modellierung in CAD-Programmen beschränkt. Sie umfasst eine ganze Reihe von Interaktionen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Spezialisten in einem digitalen Format. Die geläufigste Anwendung vereinfacht die Realisierung von Projekten, indem sie verschiedene Szenarien auf einem virtuellen Modell klar darstellt. Auf diese Weise hilft Building Information Modeling, Fehler zu vermeiden, Kosten zu optimieren und den Bauprozess zu beschleunigen. Am Ende eines Projekts stellen die gewonnenen Daten eine wichtige Informationsquelle für die Nachprojektphasen dar, was die Zusammenarbeit mit den Betreibern eines Gebäudes nach der Fertigstellung verbessert und dessen Lebensdauer verlängert.

BIM Ländervergleich: Der am weitest verbreitete BIM Level in 8 europäischen Ländern

Reifegrade bei der Arbeit mit BIM

Historisch gesehen gelten die Briten als Vorreiter der BIM-Technologie. Sie waren es, die den Standard BS1192: 2007 definierten, der die Grundlage der heutigen ISO 19650, dem aktuellen internationalen Standard, bildet. Wie bei vielen anderen Technologien hat sich unser Verständnis von Building Information Modeling über die Zeit weiterentwickelt, und dadurch auch Funktionen und Möglichkeiten verändert. Da jedoch viele Märkte gerade erst mit der Einführung von Building Information Modeling starten, ist eine Betrachtung der Grundlagen sinnvoll.

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Bis vor kurzem war es in Großbritannien üblich, den BIM-Reifegrad von Unternehmen und der allgemeinen Adoption durch vier verschiedene Stufen (BIM Level 0 bis Level 3) zu definieren. Die einzelnen BIM-Level beschreiben nicht nur den Einsatz der Technologie, sondern auch wie weit die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten rund um BIM-Modelle digitalisiert und organisiert ist. Um Märkte mit unterschiedlichem Reifegrad besser vergleichen zu können, wurden daher folgende Stufen definiert:

BIM Level 0 – wenig digitalisierte Zusammenarbeit

Auf der untersten Stufe wird noch mit gewöhnlichen CAD-Zeichnungen und noch nicht an gemeinsamen 3D-Modell gearbeitet. Der Informationsaustausch zwischen dem beteiligten Team erfolgt auf dem Papier oder bestenfalls über elektronische Medien wie E-Mail. Jedoch besteht keine Möglichkeit, in einer gemeinsamen digitalen Umgebung zu arbeiten.

BIM Level 1 – teilweise digitalisierte Zusammenarbeit

Daten sind einheitlich strukturiert und können durch ein 3D-Format ergänzt werden. BIM Level 1 deutet auf das Vorhandensein grundlegender Informationen sowie eine bedingte gemeinsame Datenumgebung hin. Jedoch existiert keine durchgehende digitale Interaktion zwischen verschieden Projektteams. Der Austausch von Informationen erfolgt zwar bereits in einem digitalen Format, oft über ein Dokumentenmanagementsystem, aber einzelne Teams arbeiten oft noch mehr nebeneinander, als miteinander.

BIM Level 2 – fortgeschrittene digitalisierte Zusammenarbeit

Diese Phase zeichnet sich durch eine gute Zusammenarbeit zwischen mehreren Teams aus. Verschiedene Spezialisten können mit ihren Programmen mit denselben BIM-Modellen interagieren – die Daten können dann in einer Softwareanwendung unter Verwendung eines gemeinsamen Dateiformats zusammengesetzt werden. Außerdem kann analysiert werden, was in der Entwurfsphase verbessert oder ersetzt werden muss. Auf dieser Stufe können die Projektbeteiligten auch zusätzliche Parameter wie Zeit und Kosten verfolgen und so die greifbaren Vorteile der BIM-Technologie erschließen.

BIM Level 3 – vollständig digitalisierte Zusammenarbeit

Diese Stufe erfordert eine mehrstufige, einheitliche Umgebung, die die Arbeit aller Projektbeteiligten zusammenführt – vom Architekten und den Systemingenieuren über den Bauunternehmer bis hin zu den Gebäudeeigentümern und Facility Managern arbeiten alle mit den gleichen BIM-Modellen. Level 3 bedeutet die Integration aller Projektdaten, wobei internationale Standards verwendet werden. Das stellt sicher, dass alle Daten mit dem IFC-Format kompatibel sind. Beim BIM Level 3 wird auch mit Echtzeitdaten gearbeitet. Daten decken nicht nur in der Planungs- und Bauphase, sondern auch in der Betriebsphase ab. Große Mengen an Projektdaten öffnen somit die Tür für neue Möglichkeiten bei der Verwaltung, dem Betrieb und der Optimierung einer Immobilie.

BIM Ländervergleich: In welchen Bereichen kommt BIM zum Einsatz

8 europäische Länder im BIM Vergleich – Der Überblick

Die in dieser Studie analysierten Länder befinden sich in unterschiedlichen Stadien der BIM-Einführung. Großbritannien zum Beispiel gilt bereits seit den 80er Jahren als Pionier in der BIM-Technologie. In Russland hingegen wurden die ersten BIM-Projekte erst 2014 durchgeführt. Jedoch treibt das Land die Einführung von Building Information Modeling massiv voran.

Ebenso zeigt eine nähere Betrachtung eines hochentwickelten Baumarktes wie Deutschland, dass eine große Anzahl von Baufachleuten BIM zwar nutzt, diese Nutzung sich aber oft auf Architekten und Designer beschränkt und nicht immer durchgehend kollaborativ erfolgt.

Ein weiterer interessanter Faktor ist das Ausmaß der staatlichen Intervention und Investition in Building Information Modeling. Um auf Großbritannien zurückzukommen: Das Mandat der nationalen Regierung, dass alle staatlich finanzierten Projekte ab 2016 mindestens BIM Level 2 verwenden sollten, hat das Bewusstsein und die Akzeptanz von BIM-Technologien stark gefördert. Diese Studie untersucht daher auch die Einstellung und offizielle Haltung der einzelnen Regierungen zu Building Information Modeling.

Bei all dem gilt, dass die einzelnen Nationen unterschiedliche Bevölkerungsgrößen, Bau-Ökosysteme und Budgets, die für Investitionen in Technologien zur Verfügung stehen, aufweisen. Die fortschrittlichsten Unternehmen in jedem Land haben wahrscheinlich mehr miteinander gemeinsam als mit Unternehmen am heimischen Markt, die diese Technologie nicht übernommen haben.

BIM Ländervergleich: Seit wann kommt BIM zum Einsatz

BIM in RUSSLAND

Trotz des Klischees, dass Russland bei der Einführung von Bautechnologien hinterherhinkt, setzen vor allem die großen Bauträger und Bauunternehmen des Landes massiv auf die Technologie.

Nutzung von Building Information Modeling durch russische Bauunternehmen

Neuesten Daten (März 2021) zufolge verwenden in Russland etwa 10 Prozent der Bauunternehmen Building Information Modeling bereits in der Planungsphase. Derzeit dominiert in Russland der BIM-Reifegrad 1, aber die Anzahl der Level-2-Projekte nimmt zu. Für große Sportanlagen und vereinzelte kommerzielle Gebäudekomplexe wurde der Einsatz von Level 3 dokumentiert.

Ersteinsatz von BIM in Russland

Offiziell begann Building Information Modeling im Jahr 2019 seine Existenz in Russland. Damals wurde eine Reihe von Standards verabschiedet, welche 2020 in Kraft traten. Die Verwendung von BIM-Technologien im Bereich des Bauwesens ist jedoch älter als ihr rechtlicher Status. Im Jahr 2014 erließ das Ministerium für Bauwesen eine Verordnung über die schrittweise Einführung der Informationsmodellierung im Bereich des industriellen und zivilen Bauwesens und deren Verwendung bei Moskauer Bauprojekten. Im Jahr 2015 wurde beschlossen, ein einheitliches Klassifizierungssystem zu schaffen, das mehr als 70.000 vorgefertigte Konstruktionen und Baumaterialien umfasst. Im selben Jahr wurden 25 staatlich geförderte Pilotprojekte identifiziert, darunter: Das Krankenhaus in Krasnojarsk; das Zentrum für Palliativmedizin in Kolpino bei St. Petersburg und die Notaufnahme des Alexander-Krankenhauses in St. Petersburg, wo zum ersten Mal BIM-Level 1 angewendet wurde.

2018 trat ein Regelwerk zum Building Information Modeling in Kraft. 2020 wurden die Regeln für die Einbindung und Pflege von BIM-Modellen, einschließlich der Art der einzubeziehenden Informationen, und die Regeln für die Pflege des GISOGD (Informationsmanagementsystem für Stadtplanung) der Russischen Föderation verabschiedet. Stand heute gibt es 15 nationale Standards und 8 Regelwerke für die Informationsmodellierung in Russland.

Wann und wo wurde BIM in Russland verbindlich?

Die Einführung der verpflichtenden Nutzung der BIM-Technologie auf staatlich finanzierten Baustellen in Russland wurde mehrmals verschoben und neu terminisiert, doch 2021 unterzeichnete der russische Premierminister Michail Mischustin schließlich den Regierungserlass Nr. 331. Das Dokument enthält eine Bestimmung, die besagt, dass “ab dem 1. März 2022 die Einbindung und Pflege eines Informationsmodells eines Bauobjekts für Auftraggeber, Bauherren, Techniker und Betreiberorganisationen verpflichtend wird, wenn Mittel für dieses Objekt aus den Budgets aller staatlichen Ebenen – kommunal, regional oder föderal – zugewiesen werden.” Und wo sich diese Regel bisher nur auf Bauprojekte mit einem Budget von über 500 Millionen Rubel (rund 5,7 Millionen Euro) bezog, gibt es nun keine solche Grenze mehr: Ab März 2022 sind alle staatlichen Projekte verpflichtet, die BIM-Technologie zu nutzen. Am 1. Dezember 2022 treten die Regeln für die Pflege von GIS zur Sicherstellung der städtebaulichen Entwicklung in Kraft. Die staatliche Unterstützung für BIM-Standards wird also definitiv ein Katalysator für die aktive Umsetzung und die Entwicklung von BIM-Levels sein.

Building Information Modeling in Großbritannien

Nutzung von BIM durch britische Bauunternehmen

Statistiken des NBS zeigen, dass im Jahr 2020 rund 80 Prozent der britischen Unternehmen mit Building Information Modeling vertraut waren und die Technologie in ihren Projekten nutzen. Statistiken aus dem Jahr 2011 zeigen, dass ein Jahrzehnt zuvor nur rund 10 Prozent der Unternehmen Building Information Modeling nutzten und 40 Prozent mit dem Begriff BIM nicht vertraut waren. Im Jahr 2020 konnten nur 1 Prozent der britischen Bauunternehmen mit dem Begriff Building Information Modeling nichts anfangen.

BIM Level 2 ist in Großbritannien inzwischen üblich (und für staatliche Projekte vorgeschrieben), und es gibt auch eine Reihe von Großprojekten, die BIM-Level 3 verwenden.

Ersteinsatz von BIM in Großbritannien

Das Vereinigte Königreich ist in Sachen BIM das am weitesten fortgeschrittene Land auf unserer Liste. Eines der ersten Projekte, bei denen Building Information Modeling zum Einsatz kam, war der Umbau des Flughafens Heathrow in den 80er Jahren. Seit dem wurden Projekte zahlreicher und komplexer. Ab 2007 wurde BS 1192:2007 als Industriestandard eingeführt. Diese Norm und ihre späteren Varianten bildeten die Grundlage für die neue Normenreihe ISO 19650, die 2019 veröffentlicht wurde.

Wann und wo wurde Building Information Modeling im Vereinigten Königreich verbindlich

Im Jahr 2011 erklärte die britische Regierung ihr Ziel, dass alle staatlich finanzierten Projekte bis 2016 mindestens BIM Level 2 verwenden. Nach 2016 wurde dieses Ziel zu einem verpflichtenden Bestandteil der Beschaffung für staatliche Projekte. Für private Projekte wird die Verwendung von Building Information Modeling empfohlen, ist aber nicht verpflichtend. Für alle staatlichen Projekte, einschließlich Infrastruktur und öffentliche Gebäude, wird 3D-BIM verwendet, einschließlich Informationen über Projekte und Anlagen, Dokumentation und andere Daten in elektronischen Formaten, die ein gewisses Maß an Zusammenarbeit während der Planungs- und Bauphase ermöglichen.

Building Information Modeling in Frankreich

Nutzung von BIM durch französische Bauunternehmen

Obwohl die Verwendung von Building Information Modeling für Investitionsbauprojekte, ob öffentlich oder privat, nicht verpflichtend ist, verwenden rund 60 Prozent aller Bauunternehmen in Frankreich Informationsmodellierung. Einen großen Teil davon machen Architekten und Planer aus. Von den französischen Bauträgern setzt rund ein Drittel auf die Technologie. Die Arbeit mit Building Information Modeling ist in Frankreich generell weit fortgeschritten. Am häufigsten wird auf dem BIM Level 2 gearbeitet.

Ersteinsatz von BIM in Frankreich

Building Information Modeling wurde in Frankreich ab 2006 populär, allerdings nur innerhalb einer begrenzten Anzahl von Berufsgruppen – hauptsächlich Architekten und Designer. Die Umsetzung erster Projekte begann in den 2010er Jahren. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. So kam die Technologie seit Einführung beim Bau von rund 500.000 Wohnhäusern zum Einsatz.

Wann und wo wurde BIM in Frankreich verbindlich?

In Frankreich gibt es noch keinen einzigen BIM-Standard, der in Gesetzen oder Vorschriften verankert ist. Aber der Staat fördert die Technologie, insbesondere in Bezug auf große öffentliche Projekte. Im Jahr 2017 wurde eine Roadmap für die BIM-Standardisierung veröffentlicht: In dem Dokument erkannte die Regierung die Notwendigkeit einer Standardisierung an, die ein wichtiger Aspekt ist, wenn es um die Zusammenarbeit in BIM-Prozessen geht. Ende 2018 wurde der BIM-Plan 2022 ins Leben gerufen, um die Baubeteiligten zu ermutigen, Building Information Modeling in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren. Die Branche hofft, dass dies bis 2022 landesweit umgesetzt werden kann. Doch bisher gibt es Schwierigkeiten durch uneinheitliche Formate und unterschiedliche Programme. Das erschwert die Adoption.

BIM Ländervergleich: Wie viele Bauunternehmen verwenden Building Information Modeling?

BIM in Deutschland

Nutzung von BIM durch deutsche Bauunternehmen

Ungefähr 70 % der Bauunternehmen in Deutschland nutzen BIM auf verschiedenen Ebenen. Mehr als zwei Drittel davon sind Architekten und Planungsbüros. Unter den Anwendern ist BIM Level 2 bereits weit verbreitet, wobei es jedoch auch noch viele Nutzer auf BIM Level 1 gibt.

Ersteinsatz von Building Information Modeling in Deutschland

Bei der Einführung von BIM in der Bauwirtschaft hat Deutschland viel von den Erfahrungen Großbritanniens gelernt. Während die ersten deutschen BIM-Projekte zwischen 2006 und 2009 durchgeführt wurden, wird Building Information Modeling seit 2015 konsequent bei Großprojekten mit einem Budget von 25 Millionen Euro oder mehr eingesetzt. Das bringt mit sich, dass die Technologie vorwiegend von großen Anwendern genutzt wird. So nutzen etwa kleine Planungsbüros BIM kaum.

Derzeit gibt es in Deutschland keine spezifischen BIM-Standardklauseln für Planungs- und Bauverträge, die über die ISO-Normen hinausgehen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat angekündigt, kleine und mittlere Unternehmen bei der Umstellung auf Building Information Modeling finanziell zu unterstützen. Außerdem sollen verstärkt Pilotprojekte gefördert werden, um Unternehmen dabei zu helfen, die besten Ansätze für die Einführung von Building Information Modeling zu finden.

Zahlreiche Verbände und Unternehmen haben in Deutschland die Gruppe Planen Bauen 4.0 gegründet, die die Umsetzung von Building Information Modeling im Land aktiv unterstützt. Darüber hinaus gibt es zwei Ebenen offizieller Standardisierungsaktivitäten, wobei die erste Ebene durch den VDI (Verein Deutscher Ingenieure) vertreten wird. Die Organisation ist für die Entwicklung von Rechtssicherheitsstandards wie VDI2552 verantwortlich und wird den deutschen nationalen BIM-Standard entwickeln, der vom Deutschen Institut für Normung – DIN – genehmigt werden soll.

Wann und wo wurde BIM in Deutschland verbindlich?

Seit 2017 ist Building Information Modeling für Projekte im Wert von über 100 Millionen Euro verpflichtend. Die Regierungsinitiative BIM4INFRA2020 hat die Entwicklung einer BIM-Roadmap für Deutschland zum Ziel. Im Rahmen des BIM4INFRA2020-Projekts wurden sieben BIM-Pilotprojekte (Verkehr/Infrastruktur) durchgeführt. Als Ergebnis wurden 10 umfassende BIM-Implementierungsleitfäden erstellt. Seit 2020 ist die Nutzung von Building Information Modeling für alle öffentlichen Aufträge, die den Bau von Bundesinfrastruktur oder infrastrukturrelevanten Gebäuden betreffen, verpflichtend.

BIM in Österreich

Nutzung von BIM durch österreichische Bauunternehmen

Zwar verfügt Österreich mit der ÖNORM A 6241-2 über fortschrittliche BIM-Standards. Jedoch nutzen nur rund 20 Prozent der Unternehmen im Bausektor die Technologie. Auch der Reifegrad ist im Vergleich zu anderen großen Ländern mit BIM Level 1 im Schnitt weniger weit ausgeprägt.

Ersteinsatz von Building Information Modeling in Österreich

BIM wird in Österreich bereits seit 2011 von einzelnen Unternehmen eingesetzt. Seit 2015 und nach der Veröffentlichung der ÖNORM A 6241 hat sich die Umsetzung bei großen Unternehmen jedoch intensiviert. Ein wesentlicher Grund, warum Building Information Modeling bislang nur von den big playern verwendet wird ist der Einsatz vieler verschiedener Programme und Formate. Das erschwert die Einrichtung von BIM-Projekten und den Austausch von Informationen. Somit besteht ein großer Teil der österreichischen Projekte, die BIM verwenden, aus staatlich geförderten Einrichtungen oder großen kommerziellen Bauvorhaben.

Wann und wo wurde BIM in Österreich verbindlich?

Seit 2018 ist Building Information Modeling in Österreich verpflichtend für die Budgetkontrolle bei der Errichtung von öffentlichen Gebäuden. Gemäß einer Empfehlung der Europäischen Kommission ist Building Information Modeling in Österreich seit 2020 für Ausschreibungen und öffentliche Bauaufträge verpflichtend.
Ein Gesetz, das die Verwendung von BIM in Österreich breiter durchsetzt, wurde jedoch nicht verabschiedet. Stattdessen liegt die Entscheidung, Building Information Modeling zu verwenden, beim Auftraggeber und kann im Vertrag festgelegt werden.

Building Information Modeling Ländervergleich: Seit wann ist der Einsatz von Building Information Modeling gesetzlich vorgeschrieben?

Building Information Modeling in Kroatien

Nutzung von BIM durch kroatische Bauunternehmen

Wie viele andere europäische Länder hat auch Kroatien in letzter Zeit sein Augenmerk auf die Digitalisierung der Baubranche und insbesondere auf die zunehmende Arbeit mit Building Information Modeling gerichtet. Bislang verwenden jedoch nur etwa 10 Prozent aller Unternehmen im kroatischen Bausektor Building Information Modeling und das in der Regel auf der untersten Anwendungsstufe, also BIM Level 0, oder in Form zweidimensionaler CAD-Projekte. Es gibt jedoch einzelne große Projekte, die auf BIM Level 1 oder höher erfolgen.

Ersteinsatz von BIM in Kroatien

Erste Projekte, bei denen Building Information Modeling zum Einsatz kam, gab es in Kroatien bereits 2015, allerdings fast ausschließlich in der Entwurfsphase. Es gibt jedoch aktive Initiativen, die mit Hilfe des kroatischen Normungsinstituts die ersten Schritte in Richtung BIM-Standardisierung unternehmen. Aber bisher betreffen diese Initiativen Bildungs- und Wissenschaftskreise und haben wenig mit der Baupraxis zu tun.

Derzeit ist das Feedback aus den durchgeführten BIM-Pilotprojekten in Kroatien entweder nicht vorhanden oder nicht transparent genug, um als Schulungsinstrument für Projekte genutzt zu werden, aber auch um Building Information Modeling weiterzuentwickeln oder die Implementierung von Building Information Modeling in der kroatischen Bauindustrie zu unterstützen.
Studien zur Implementierung von Building Information Modeling in Kroatien haben gezeigt, dass viele potenzielle Anwender die BIM-Technologie nicht richtig verstehen und damit oft nur 3D-Konstruktion in Verbindung setzen. Mit der Übersetzung der ISO-Normen ins Kroatische und der Mitgliedschaft des Landes in der EU BIM Task Group könnte das Verständnis und damit die Umsetzung in den kommenden Jahren deutlich zunehmen.

Wann und wo wurde BIM in Kroatien verbindlich?

Building Information Modeling ist derzeit nicht in der kroatischen Baugesetzgebung enthalten. Generell ist der kroatische Markt noch nicht bereit für die Einführung von BIM-Standards, da es außerhalb der akademischen und ingenieurwissenschaftlichen Kreise an Wissen und Verständnis mangelt. Sobald die breitere Baugemeinschaft – nicht nur Architekten und Designer, sondern auch Investoren, Zulieferer, Ingenieure – im Land ausreichend Interesse an der Anwendung dieser Technologie hat, ist es möglich, dass Schritte zur Standardisierung von Building Information Modeling unternommen werden.

BIM in Polen

Nutzung von BIM durch polnische Bauunternehmen

Rund 50 Prozent der Unternehmen im polnischen Bausektor setzen Building Information Modeling bereits ein. Drei Viertel aller Unternehmen gaben darüber hinaus an, in ihrer Arbeit bereits Kontakt mit der Technologie gehabt zu haben. Gearbeitet wird meistens noch auf BIM Level 1.

Ersteinsatz von Building Information Modeling in Polen

Erste Projekte mit Building Information Modeling wurden in Polen um das Jahr 2015 durchgeführt. Dieser Trend verstärkte sich Ende 2016, als das polnische Ministerium für Infrastruktur und Bauwesen eine Analyse der bestehenden BIM-Implementierung erstellte und Regelungen für die Nutzung in Betracht zog.
Ende 2019 wurde bekanntgegeben, dass mehr als 70 Projekte im Land Building Information Modeling verwendet hatten – alle waren öffentliche oder staatliche Objekte sowie Straßen- und Infrastrukturprojekte.

Wann und wo wurde BIM in Polen verbindlich?

Polnische Gesetze, die die Verwendung von BIM in der öffentlichen Auftragsvergabe regeln, wurden erstmals 2014 eingeführt, als Ergebnis der Verabschiedung der europäischen Richtlinien 2014/24/EU und 2014/25/EU. Das erste öffentliche Projekt, für das die Verwendung von BIM verpflichtend war, war der Bau des Jozef-Pilsudski-Museumskomplexes in Sulejówek. Aufgrund zahlreicher Kontroversen bezüglich der Beschaffungsrichtlinien wurde Building Information Modeling jedoch aus diesem Projekt zurückgezogen. Frühe Versuche des Staates, die Einführung von Building Information Modeling verpflichtend zu machen, waren daher erfolglos.

Im Jahr 2020 veröffentlichte das Ministerium für Entwicklung, Arbeit und Technologie eine Roadmap zur BIM-Implementierung für das öffentliche Auftragswesen in Polen. Prognosen zufolge wird die Verwendung von Building Information Modeling in Polen jedoch frühestens im Jahr 2030 für Bauprojekte mit einem staatlichen Budget verpflichtend.
Das BIM-Protokoll in Polen ist nicht standardisiert. Um Building Information Modeling in einem Projekt zu verwenden, muss daher alles im Voraus im Vertrag festgelegt werden, der alle Definitionen, Rollen und Anforderungen in Bezug auf einzelne Parteien, den Detaillierungsgrad von Projekten, Verfahren und mehr enthält.

BIM in der Schweiz

Nutzung von BIM durch Schweizer Bauunternehmen

Etwa 20 Prozent der Unternehmen im eidgenössischen Bausektor verwenden Building Information Modeling regelmäßig, wobei sich die Nutzung vor allem auf Architekten, Designer und Großunternehmen im Baugewerbe konzentriert. Rund zwei Drittel der Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit der Technologie gesammelt. Meist wird auf BIM-Level 1 gearbeitet, wobei in letzter Zeit vermehr Projekte mit dem BIM-Level 2 durchgeführt wurden.
Auffällig: 70 Prozent der Unternehmen halten fest, dass Building Information Modeling eine sehr wichtige Rolle die zukünftige Bau- Und Immobilienwirtschaft im Land wird. Jedoch sagen drei Viertel auch, dass die meisten Firmen in der Schweiz noch nicht ausreichend für den Einsatz von Building Information Modeling vorbereitet sind.

Ersteinsatz von Building Information Modeling in der Schweiz

BIM ist in der Schweiz seit den 2010er Jahren im Einsatz. Die Anwendung der Technologie ist jedoch noch ausbaufähig. Dass eine Verwendung von Building Information Modeling in der Schweiz noch häufig scheitert, hat verschiedene Gründe. Zum einen klagen Unternehmen über die hohe Regulierungsdichte und hohe Investitionskosten. Mangelnde Anwenderkenntnisse erschweren die Adoption zusätzlich. Darüber hinaus ist die Schweiz kulturell bedingt sehr fragmentiert. Entsprechend herrschen in den verschiedenen Kantonen vielfältigen und unterschiedlichen Herangehensweisen an Bauprojekt, wenn es um Planung, Bau und Betrieb geht. Das erschwert die Etablierung einheitlicher Arbeitsweisen.

Wann und wo wurde BIM in der Schweiz verbindlich?

2018 wurde die Nutzung von Building Information Modeling in der Schweiz von staatlicher Seite auf Schiene gebracht. Seit 2021 setzen die Eidgenossen in ihren staatlichen Bauten und ab 2025 bei Infrastrukturprojekten auf Building Information Modeling. Begleitet wird der Prozess von fortschrittlichen Regelwerken SIA 2051, D 0270 und D 0271.

Fazit: Building Information Modeling im Europavergleich

2021 bleibt Großbritannien unangefochten führend bei der Nutzung und Implementierung von Building Information Modeling in Bauprojekten. Zum einen hat es bereits seit 2007 BIM-Standards entwickelt und eingesetzt, die sowohl auf nationaler Ebene verabschiedet wurden als auch die Grundlage der ISO 19650 bilden. Zum anderen müssen seit 2016 alle staatlich geförderten Projekte mindestens BIM Level 2 verwenden. Dies hat zu einem enormen Anstieg des Bewusstseins und der Nutzung von Building Information Modeling geführt.

Gleichzeitig gilt jedoch, dass andere große europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich in den letzten Jahren stark aufgeholt haben, was Schritte zur Standardisierung bzw. die allgemeine Adoption der Technologie betrifft.

Darauf folgen kleinere Länder wie Österreich, die Schweiz und Kroatien, wo die Implementierung von Building Information Modeling noch weniger weit fortgeschritten ist. Das Schlusslicht bildet in diesem Hinblick Kroatien, wo Building Information Modeling nur in vereinzelten Sonderfällen eingesetzt und die digitale Zusammenarbeit mit dem BIM Level 0 noch sehr eingeschränkt ist.

Nicht zuletzt durch die COVID-19-Pandemie sind Bauunternehmen gefordert, Digitalisierungsprozesse zu beschleunigen. Die Effektivität der Technologien selbst und die Fähigkeit, sie im Rahmen der Fernsteuerung und Projektkoordination anzuwenden, ist in den letzten Jahren noch offensichtlicher geworden. Das führte auch dazu, dass in vielen Ländern das Thema BIM-Implementierung auf staatlicher Ebene das lang ersehnte grüne Licht erhielt, nachdem es jahrelang aufgeschoben oder ständigen Revisionen unterworfen war.

Auffallend ist, die Digitalisierung von Bauvorhaben aber trotz der gesteigerten Bemühungen der letzten Jahre noch Lücken aufweist. Selbst in hoch entwickelten europäischen Ländern geht die Anwendung in der Regel nicht über den BIM Level 2 hinaus. Dies ist auf die überall gleichen Hindernisse zurückzuführen:

  • Fehlen einheitlicher Standards und Normen sowie staatlicher Regelwerke für Building Information Modeling oder mangelndes Wissen über die notwendigen Standards
  • Mangel an staatlicher Unterstützung für die Implementation der notwendigen Technologien
  • Mangel an Fachleuten und Berufsverbänden für die Ausbildung und Umschulung
  • Mangelnde Nachfrage nach einer solchen Technologie bei den Kunden aufgrund eines unzureichenden Bewusstseins für die Vorteile
  • Eine zum Teil stark traditionell verhaftete Bauindustrie, in der Innovationen nur langsam umgesetzt werden

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