Das Büro der Zukunft
Erkenntnisse aus der von PlanRadar durchgeführten Studie zu Gebäuden der Zukunft
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Die heute zu sehende Sharing Economy ist aus Gründen der Zweckmäßigkeit entstanden. Unternehmen wie WeWork, Uber, Tier oder Airbnb konnten dank des starken Zuzugs in Richtung Großstädte auf so rapide Art wachsen. Immer mehr Menschen wollen in der Stadt leben und arbeiten. Mehr Platz gibt es jedoch nicht. Gegenstände, Dienstleistungen und sogar Wohn- & Arbeitsräume werden heutzutage geteilt.
Neue Anforderungen an Immobilienentwickler
Heute lebt bereits 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Bis zum Jahr 2050 werden es laut einer Studie der UN sogar 66 Prozent sein. Stadtplaner und Immobilienentwickler wurden vor die Herausforderung gestellt diesem ungebremsten Wachstum Rechnung zu tragen während die Lebensqualität hochgehalten werden soll.
Co-Working / Shared working spaces
Wie sich die Art und Weise des Stadtlebens ändert, so ändern sich auch die Merkmale des Arbeitens und die Anforderungen an den Arbeitsplatz mit ihnen. Zurzeit boomt das Co-working. Einer Studie von BNP Paribas Real Estate zufolge konnten Städte wie Wien oder Milan ihr Angebot an Co-Workingflächen respektive vervier- bzw. verdreifachen. Die Ursache dafür sind die sich schnell ändernden Bedürfnisse der unterschiedlichsten Industrien und der wachsende Bedarf an Arbeitsplätzen. Unternehmen wie WeWork, welche bereits weltweit operieren, oder das Enklave in Berlin, haben verstanden was die Arbeitskräfte von heute verlangen und bereit sind dafür zu zahlen.
Diese neue Arbeitsform wird gezielt Freiberuflern, kleineren Startups oder sogenannten digitalen Nomaden angeboten. Sie arbeiten dabei meist in verhältnismäßig offenen Räumen, um voneinander profitieren zu können und bestenfalls neue Mitstreiter zu finden. Sie agieren unabhängig voneinander, können aber dennoch in unterschiedlichen Firmen und Projekten aktiv sein, oder auch gemeinsam Projekte verwirklichen.
Der jeweilige Anbieter des Co-working space stellt dabei sämtliche Arbeitsplätze sowie die Infrastruktur (Netzwerk, Drucker, Scanner, Fax, Telefon, Beamer, Besprechungsräume) zeitlich befristet zur Verfügung. Gehofft wird auf Synergieeffekte und die Bildung einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig positiv beeinflusst. Der Unterschied zur Bürogemeinschaft ist die Mischung verschiedener Berufe und die geringere Verbindlichkeit.
Dass die Zukunft dieser Sparte nicht schlecht aussieht zeigt WeWork`s Übernahme des Gebäudezugangs- und Sicherheitsmanagement Startups Waltz für eine ungenannte Summe. Im vergangenen Jahr begab sich WeWork auf Übernahmetour und auf dem besten Weg sich vom Co-Working-Space zum Software-as-a-Service-Anbieter zu werden. Zu den von ihm gekauften Unternehmen zählen Büromanagementplattformen Teem (für 100 Millionen US-Dollar) und Managed by Q sowie Euclid, eine „Plattform für räumliche Analysen“, mit der Unternehmen die Nutzung von Arbeitsbereichen durch ihre Mitarbeiter und die Teilnahme an Besprechungen und anderen Veranstaltungen analysieren können.
Dass Airbnb sich allmählich zu einem Giganten in der Industrie entwickelt, zeigt der Aufstieg seines Partnerservices Guestready. Diese konnten sich bereits über Investoren eine sogenannte Series A Runde in der Höhe von rund 5,3 Millionen Euro sichern. Ihre Property-Management-Plattform hilft Eigentümern von Mietobjekten, die Komplexität des Betriebs einer Shared-Economy-Immobilie zu managen und deckt bereits über 2.000 Immobilien in sechs Ländern ab: Großbritannien, Frankreich, Portugal, Vereinigte Arabische Emirate, Malaysia und Hongkong.
Co-Living (Arbeiten und Wohnen unter einem Dach)
Der vermutlich bekannteste Trend am Immobilienmarkt ist das sogenannte Co-Living. Hier geht man in der Lebensweise einen Schritt weiter und wird als eine Weiterentwicklung der Co-working spaces gesehen. Dabei lebt eine Gemeinschaft unter einem Dach in welcher sowohl gewohnt als auch gearbeitet wird. Dass Arbeits- und Privatsphäre kaum mehr zu trennen sind, stört die Protagonisten nicht. Sie arbeiten und leben zusammen.
Das machten sich clevere Startups wie Rent24 oder Happy Pigeons zunutze und bieten digitalen Nomaden eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft mit hohem Standard an und dem aktuellen Zeitgeist entspricht. In diesen sogenannten Co-Living Gemeinschaften kümmert sich der Vermieter beispielsweise um das regelmäßige Auswechseln des Klopapiers oder dem Wischen der Böden. Die Gemeinschaft kann sich somit mehr darauf konzentrieren sich gegenseitig zu unterstützen, kreativ zu sein und ihre Ideen zu verwirklichen. Der Wohnbereich soll inspirieren und zu weiterem Schaffen motivieren.
In einer Welt, in der viele Menschen ortsunabhängig arbeiten können, ist Co-Living die optimale, moderne Form zu wohnen. Nachhaltig wohnen und Ressourcen effizient nutzen.
Die etwas höheren Mietpreise für Zimmer in Co-Living Häusern decken bereits alle Kosten: Möblierung, WLAN, Strom, Gas, Wasser und ein Reinigungsservice sind in der Regel inklusive. Das unkomplizierte Co-Living bietet Austauschstudenten, Praktikanten oder Freelancern, die für bestimmte Zeiträume projektgebunden in verschiedenen Städten arbeiten, auch die Möglichkeit, ein Zimmer nur für kurze Zeit zu mieten. Ein schnelles Ein- und Ausziehen fällt somit einfacher und entspricht voll und ganz der Lebensweise heutiger Jungunternehmer.
Neue Assetklasse
Dass Co-Living mehr als ein Trend bleiben wird, zeigt die Tatsache, dass es zwischenzeitig zu einer eigenen Assetklasse geworden ist. Investoren und Bauherren legen also hohen Wert darauf.
Auch in New York gewinnt das Co-Living-Modell an Popularität. Ende letzten Jahres startete die Stadt ShareNYC, ein Programm, mit dem Entwickler erschwinglicher Co-Living-Projekte eine Förderung erhalten.
Ein in Großbritannien ansässiger Wohnungsanbieter setzt mit seinem „The Collective“ getauften Tower voll und ganz auf diese neue Lebensweise. Der Turm mit 546 Schlafzimmern befindet sich in bester Lage am Ufer des Grand Union-Kanals in West-London. Im Inneren befinden sich ein Kino, ein Gemeinschaftsraum und ein „geheimer Garten“. Sogar gemeinsame Aktivitäten wie Morgen-Yoga, etc. sind wöchentlich eingeplant. Bei solchen Wohngemeinschaften ist der private Raum auf winzige Schlafzimmer beschränkt, während alle Annehmlichkeiten und Wohnräume gemeinsam genutzt werden.
In Paris befindet sich der weltgrößte Startup-Campus “Station F“, ein Ort für 600 Startups. Im Vergleich zu herkömmlichen Unterkünften in Paris ist für den Aufenthalt kein französischer Vollzeitarbeitsvertrag nötig. Auch dort werden sowohl das Wohnzimmer, die Küche und manchmal das Badezimmer mit anderen Mitgliedern der Station F geteilt. Zusätzlich zu diesen öffentlichen Bereichen haben die Bewohner Zugang zu einem Café, einem Lebensmittelgeschäft, einem Fitnessstudio, einer Wäscherei, einer Lounge und einem Veranstaltungsraum. Es gibt auch Auto- und Fahrradstellplätze.
Die positiven Auswirkungen auf die Umwelt
Ein großer Vorteil der Sharing Economy, welcher oft übersehen wird, ist die positive Auswirkung auf die Umwelt. Der Umgang mit vorhandenen Ressourcen ist sparsam, und trägt zur Reduzierung von Schadstoffen, Emissionen und CO2-Emissionen bei, was besonders in urban dicht besiedelten Gebieten den klimatischen Einfluss reduzieren kann.
Im Verkehrssektor kann sich das Verhalten der gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen positiv auf die Umwelt auswirken, indem die Anzahl der zurückgelegten Kilometer verringert wird. Das zeigen Dienstleistungen wie joincoup (e-Moped sharing), Tier (e-Scooter sharing) oder car2go (Auto sharing) vor. Dieses gemeinsame Teilen von Fortbewegungsmitteln kann auch langfristige Veränderungen des Verbraucherverhaltens erzeugen, indem persönliche Transportoptionen zur Erfüllung der Nachfrage verlagert werden.
In ähnlicher Weise gibt es auch bereits Systeme zur gemeinsamen Nutzung von Energie. Ein Vorzeigebeispiel für sogenanntes Energie Sharing ist das Viertel Zwei in Wien.
Diese neue Art wie in unseren Städten gewohnt und gearbeitet wird, erzeugt nicht nur einen langfristigen kulturellen Shift in unserer Gesellschaft, sondern wird in den kommenden Jahren hoffentlich für eine Entlastung in den Städten und der Umwelt sorgen.