Wohnen in der Zukunft
Erkenntnisse aus der Recherche von PlanRadar zu Gebäuden der Zukunft
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Die Anziehungskraft urbaner Gebiete und großer Städte ist nach wie vor stark. Auf gleichbleibendem Platz müssen immer mehr Leute versorgt werden. Am Immobilienmarkt zeigt sich das mit dem Anstieg von Anzeigen für Mikrowohnungen, temporären Wohneinheiten oder Angeboten zum Co-Living. Micro-Living & Co. bewähren sich als gute Lösungen für den durch hohe Wohnpreise und Bevölkerungswachstum verursachten Engpass in Städten.
Als logische Folge des rasanten Zustroms in urbane Gebiete würde so mancher mit einer gleichwertigen Flucht in die ländlichen Gebiete rechnen. Doch dem ist nicht so. Um am Puls des Geschehens und nahe bei Freunden und Familie bleiben zu können, wird der mangelnde Platzbedarf von vielen in Kauf genommen. Die Leute sind mittlerweile sogar bereit in sogenannte Mikrowohnungen zu ziehen. Dabei handelt es sich in der Regel um 30-40m² 2-Zimmer Wohnungen. Entweder für den Eigengebrauch oder als separate Wohneinheit einer Co-Living Gemeinschaft, in welcher sowohl Gemeinschaftsräume als auch die Einrichtung und sämtliche Annehmlichkeiten mit den anderen Bewohnern geteilt werden. Die steigende Beliebtheit dieser Wohnweise führt in einigen Städten wie Graz bereits zum Problem.
Inhalt
- Micro-Living stellt neue Anforderungen an Immobilienentwickler:innen
- Micro-Living: Micro-Apartments und Tiny Houses
- Temporary Living: Temporäre Wohnräume
- Für wen eignet sich Micro-Living?
- Was sind die Vor- und Nachteile des Micro-Livings?
- Ist Micro-Living teuer?
- Was gibt es vor dem Einzug in ein Micro-Apartment zu beachten?
- Wie kann man in Deutschland auf Micro-Living umsteigen?
- Der Luxus des Micro-Livings
- Neue Lebensweisen dank Micro-Living & Co.
- Was ist PlanRadar?
Micro-Living stellt neue Anforderungen an Immobilienentwickler:innen
Laut Angaben der Weltbank lag die Anzahl der Stadtbewohner 2007 bei etwa der Hälfte der Weltbevölkerung. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts werden sie jedoch mehr als zwei Drittel dieser Zahl ausmachen, so die UN. Stadtplaner:innen und Immobilienentwickler:innen wurden vor die Herausforderung gestellt, die Lebensqualität hoch zu halten und gleichzeitig dem ungebremsten Wachstum Rechnung zu tragen.
Micro-Living: Micro-Apartments und Tiny Houses
Micro-Apartments sind kleine Wohnungen, die in Ballungszentren als Lösung für den Wohnraummangel dienen. Sie sind maximal 30m² groß und erfordern Kompromisse bei der Wohnfläche. In Japan, insbesondere in Tokio, sind sie sehr beliebt und durchschnittlich nur rund 26 Quadratmeter groß. Diese Wohnkonzepte entstehen jedoch weltweit in Städten wie New York, Berlin und London.
Diese Wohnkonzepte erfordern eine clevere und smarte Raumnutzung, die gleichermaßen praktisch und stylish ist. Räume werden zu multifunktionalen Bereichen, die mehr ermöglichen, als nur zu schlafen oder zu essen. Einige Micro-Living-Projekte bieten auch zusätzliche Annehmlichkeiten wie gemeinschaftliche Räume und Dienstleistungen, um die Lebensqualität der Bewohner:innen zu verbessern.
Das Wohnkonzept Micro-Living führt dazu, dass auch Innenausstattung und –einrichtung neu gedacht werden müssen. Möbel, die in vertikalen Ebenen angeordnet sind, lassen keinen Zentimeter ungenutzt. Der Schlafbereich mit einem Plattformbett bietet so nicht nur Erholung in der Nacht, sondern tagsüber eine Fläche, die als Schreibtisch genutzt wird. Gleichzeitig sorgen Laden in der Plattform für ausreichend Stauraum. Schränke übernehmen die Funktion von Wänden oder werden einfach horizontal an der Decke angebracht.
Temporary Living: Temporäre Wohnräume
Aus der Sicht von Vermieter:innen sind unbefristete Wohnmietverträge nicht äußerst beliebt. Das schränkt die zukünftige Entscheidungsfreiheit an der Immobilie ein. Genauso unbeliebt sind zu kurze Mietdauern. Der Aufwand einen Leerstand zu vermeiden ist zu groß. Viel komfortabler sind 3-5 Jahresverträge mit Mieter:innen. Bei Personen aus dem Ausland die aus beruflichen Gründen eine temporäre Aufenthaltserlaubnis erhalten haben, den sogenannten Expatriates, reiben sich Vermieter:innen seither die Hände. Die Mietdauer ist absehbar und die Miete langt pünktlich ein. 2018 wurde Deutschland zum zweitbeliebtesten Arbeitsland der Welt ernannt und sollte auch in Zukunft für regen Zustrom ausländischer Fachkräfte, auf der Suche nach einer Unterkunft, sorgen.
Dasselbe gibt es mit einem relativ neuen Konzept für inländische Berufspendler:innen. Unternehmen wie Linked-Living bieten Mikro Apartments auf Zeit an. Ideal für Geschäftsleute, die wochentags in der Stadt leben und arbeiten, sowie für Studierende, die eine hochwertige Wohnung in zentraler Lage suchen. Perfekt auf die schnelllebige heutige Wirtschaft und Gesellschaft zugeschnitten. Ein eigene Wohnung samt Fitnessstudio, Bistro oder Co-Working Spaces im selben Gebäude.
Für wen eignet sich Micro-Living?
Micro-Living zielt vor allem auf Leute ab, die mit begrenztem Budget in einer teuren Umgebung wohnen möchten. Dabei handelt es sich oftmals um urbane Gebiete, doch auch Micro-Apartments und Tiny Houses in landschaftlich schönen, aber teuren Gegenden wie an Stränden oder Bergregionen werden immer beliebter. Ob Micro-Living eine sinnvolle Alternative ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Generell eignet sich Micro Living für Personen, bei denen das Zuhause ein Mittel zum Zweck darstellt. Wer beispielsweise im Zentrum einer großen Stadt leben möchte, die meiste Zeit aber nicht Zuhause verbringt, für den dürften die Vorteile des Micro-Livings überwiegen.
Für Familien oder Leute, die Wert auf ein großräumiges Zuhause legen etc. eignen sich traditionelle Wohnformen besser.
Was sind die Vor- und Nachteile des Micro-Livings?
Die Wohnform des Micro-Livings hat zwei überzeugende Vorteile für die Bewohner:innen:
- Kostengünstig: Micro-Living ermöglicht es Bewohner:innen mit begrenztem Budget in teuren Gegenden zu leben. Im Vergleich zu regulären Wohnungen sind Micro-Apartments oft um einiges günstiger.
- Umweltfreundlich: Je kleiner die Wohnfläche, desto geringer ist der ökologische Fußabdruck einer Wohnung oder eines Hauses. Besonders im Bereich Heizen sind Micro-Apartments und Tiny Houses überdurchschnittlich sparsam.
Allerdings gibt es auch einige Nachteile, die es zu beachten gilt:
- Kleiner, enger Wohnraum: Ein Micro-Apartment bietet den Bewohner:innen nicht das gleiche Maß an Freiraum und Komfort wie traditionelle Wohnformen. Man muss sich daran gewöhnen, auf kleinem Raum zu leben.
- Noch nicht überall verfügbar: Vor allem im urbanen Raum wird Micro-Living immer beliebter. Noch ist diese Wohnform aber in Deutschland nicht überall verfügbar. Besonders bei den Tiny Houses übersteigt die Nachfrage das Angebot.
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Ist Micro-Living teuer?
Der wohl größte Vorteil des Micro-Livings sind die geringen Wohnkosten. Dank des Micro-Livings können Bewohner:innen in Gegenden leben, die sie sich ansonsten nicht leisten könnten. Die Miet- bzw. Kaufkosten von Micro-Appartments sind in der Regel günstiger als es bei regulären Wohnungen der Fall ist. Betrachtet man aber die Kosten pro Quadratmeter, fällt auf, dass diese im Micro-Living oftmals höher sind. Micro-Living ist also nur aufgrund der niedrigen Wohnfläche so günstig, heruntergebrochen auf den Quadratmeterpreis bezahlen die Bewohner:innen des Micro-Livings sogar mehr als die Mieter:innen von herkömmlichen Wohnungen.
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Was gibt es vor dem Einzug in ein Micro-Apartment zu beachten?
Bevor man in ein Micro-Apartment einzieht, gibt es einige Punkte, die man beachten muss. Zum einen sollten Sie sich über die Größe des Apartments und die verfügbaren Einrichtungen im Gebäude im Klaren sein. Es ist ebenfalls wichtig, sicherzustellen, dass das Apartment gut isoliert und beheizt ist und über ausreichend natürliches Licht verfügt.
Ein weiterer Faktor sind die Kosten. Stellen Sie sicher, dass Sie sich über die monatlichen Miet- und Nebenkosten im Klaren sind und dass diese innerhalb Ihres Budgets liegen. Dabei gilt es auch, sich über eventuelle zusätzliche Gebühren wie Parkgebühren oder Waschmaschinen-Gebühren zu informieren.
Schließlich ist es ratsam, eine Wohnungsbesichtigung vor dem Einzug vorzunehmen, um zu überprüfen, ob das Micro-Apartment den Anforderungen entspricht und sich in einem einwandfreien Zustand befindet.
Wie kann man in Deutschland auf Micro-Living umsteigen?
Noch ist Micro-Living nicht überall in Deutschland verfügbar. Der Trend hat hierzulande Fuß gefasst und verbreitet sich immer weiter. Micro-Living hat auch für die Vermieter:innen Vorteile, weshalb in den urbanen Zentren immer mehr Wohnungen in Micro-Appartments unterteilt werden. Noch etwas weniger fortgeschritten ist die Situation bei den Tiny Houses. Hier sind es vor allem Herausforderungen mit den Behörden, die die Entwicklungen bremsen. Doch auch Tiny Houses werden beliebter und es gibt mittlerweile einen kleinen Markt rund um das Tiny House.
Der Luxus des Micro-Livings
Bereits in den 1970er-Jahren entstand in den USA das sogenannte Tiny House Movement. Eine Bewegung mit dem Grundsatz der Reduktion auf das Wesentliche. Unter der Behauptung des „Gesundschrumpfens“ fand Sie viele Anhänger. Auf zahlreichen Websites werden Pläne für den Eigenbau zur Verfügung gestellt. Mittlerweile gibt es bereits Hersteller wie Mikrohaus oder Tiny-Houses, bei denen Sie diese wie jedes normale Haus fix und fertig kaufen können. Die kulturelle Verschiebung hin zum Minimalismus ist zum Trend geworden. Schon der italienische Star-Architekt Renzo Piano hat sich vor einigen Jahren daran versucht, das Prinzip des Micro-Livings auf nur sechs Meter Wohnfläche, umzusetzen.
Der neue Luxus liegt heutzutage weniger im Besitz eines großen Hauses mit riesigem Garten, sondern viel mehr an einer zentralen Lage zu Arbeit, Ausbildung, Freizeitaktivitäten, Freunden und Familie. Das lässt sich schon so mancher etwas kosten nur um nicht pendeln zu müssen. In Großstädten ist man mittlerweile bereit bei der Wohnungssuche Abstriche an der Wohnfläche in Kauf zu nehmen und einen überteuerten Preis zu zahlen, solange die Lage den autonomen Lebensstil unterstützt.
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Neue Lebensweisen dank Micro-Living & Co.
Diese neuen Arten zu Arbeiten, zu Wohnen und seine Freizeit zu verbringen lassen sich immer mehr miteinander vereinen. Vorrauschschauende Immobilienentwickler:innen setzen daher bereits verstärkt auf Micro-Living und Co-Living Modelle, in denen der private Raum auf winzige Schlafzimmer beschränkt ist, während alle Annehmlichkeiten, Wohn- und Arbeitsräume gemeinsam genutzt werden. Mehr zum Thema Co-Living finden Sie auch in unserem Artikel zur „Sharing Economy“.
Dass vermehrt Leute in kleineren Räumlichkeiten verweilen, wirkt jedoch weniger wie Zwang als eine selbst getroffene Lebensweise. Viele sind mehr als bereit, auf Wohnfläche zu verzichten, wenn ein freier, mobiler Lebensstil beibehalten werden kann. Wie gewohnt und gearbeitet wird, erzeugt nicht nur einen kulturellen Shift in unserer Gesellschaft. Mikro Apartments und andere Innovationen werden in den kommenden Jahren auch für Entlastung in den Städten sorgen.
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