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Die nachhaltige Stadt: So funktioniert’s!

03.11.2021 | 6 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

Die Architektur der Zukunft

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Weltweit verbrauchen Städte zwischen 60 und 80 Prozent aller Ressourcen. Tendenz steigend, denn vor allem in Asien, Afrika oder Südamerika nehmen urbane Regionen weiter zu. Hinzu kommt der wachsende Wohlstand rund um den Globus. Das damit einhergehende Konsumverhalten ist auf Dauer für unsere Umwelt nicht verkraftbar. Lösungen für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen müssen her. Das Ziel: Eine nachhaltige Stadt. Die folgende Auflistung zeigt, wie der Weg dorthin gelingen kann.

Nachhaltige Stadt - Suzhou am Abend

Was ist eine nachhaltige Stadt?

Eine nachhaltige Stadt zeichnet sich durch die folgenden 5 Punkte aus:

  1. Effiziente Ressourcennutzung.
  2. Reduzierte Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen.
  3. Nutzung erneuerbarer Ressourcen wie Solarenergie oder Windenergie.
  4. Reduzierung von Abfall (z.B.: Verpackungsmaterialien, Abwasser).
  5. Gleichmäßige und gerechte Verteilung von Ressourcen unter allen Verbrauchern.

Schwerpunkte für die nachhaltige Stadt: Energie, Wasser, Nahrung und Abfall unter der Lupe

Städte sind komplexe Systeme. Darum macht es Sinn, die oben genannten Herausforderungen und Maßnahmen für unterschiedliche Bereiche gesondert zu betrachten.

Energie:

Die Schätzungen sind unterschiedlich, doch im Schnitt erwarten verschiedene Quellen, dass der globale Bedarf an Erdöl bis 2030 um rund 10 bis 30 Prozent zunehmen wird. Gleichzeitig sinkt die weltweite Ölproduktion. Drei Sektoren bieten sich in Städten an, um den wachsenden Energiehunger einzudämmen.

  1. Bau und Betrieb von Gebäuden: Die Errichtung und der Betrieb von Gebäuden verschlingen rund ein Drittel der weltweit benötigten Energie. Durch den Einsatz neuer Technologien benötigt der Betrieb von Heizung, Klima und Lüftung weniger Ressourcen. Moderne Gebäudestandards wie das Passivhaus, Nullenergiehaus, oder Plusenergiehaus senken den Energieverbrauch zusätzlich. Gemeinden können die nötigen Anreize schaffen, damit derartige Lösungen beim Neubau sowie bei der Sanierung von Bestandsobjekten verstärkt zum Einsatz kommen.
  2. Effizientes Transportwesen: Durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs können urbane Regionen mehr Bewohner weg vom ressourcenintensiven Privatverkehr und hin zur Nutzung umweltfreundlicher Alternativen bewegen. Dazu ist die nachhaltige Stadt auf eine kompetenten Stadtplanung angewiesen, die aktuelle und zukünftige Trends bei der Bevölkerungsentwicklung sowie dem Verkehrsaufkommen berücksichtigt. Des Weiteren sollten Kommunen die Entwicklung alternativer Konzepte im Bereich der Mobilität (z.B.: Car Sharing) fördern.
  3. Erneuerbare Energiequellen: Die Energieversorgung liegt in der Regel außerhalb der direkten Kontrolle von Kommunen, da sie ihren Bedarf durch regionale Quellen und Netzwerke decken. Das spanische Sevilla zeigt vor, dass durch den eigenständigen Bau von Solartürmen zumindest eine teilweise Energie-Autonomie erzielt werden kann. Damit regenerative Lösungen in Zukunft in großem Maßstab von Städten verwirklicht werden können, ist in eine umfassende Koordination über verschiedene Regierungsebenen hinweg erforderlich, um die erforderlichen Richtlinienumgebungen und Finanzierungsmechanismen zu schaffen.

 

Wasseraufbereitung in Stadt

Wasser:

Kappstadt in Südafrika ist nur eine von vielen Städten, die in Zukunft mit Wasserknappheit zu kämpfen haben werden. Weltweit verfügen mehr als zwei Milliarden Menschen über keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Doch die Wasserversorgung setzt nicht nur ausreichend verfügbare Mengen am kühlen Nass voraus. Die nachhaltige Stadt muss auch auf die folgenden Bereiche ein besonderes Augenmerk legen:

  1. Infrastruktur warten: Kommt die Infrastruktur zur Wasserversorgung in die Jahre, geht viel kostbares Nass verloren. In Teilen Asiens und Afrikas beläuft sich der Verlust von Wasser durch veraltete Anlagen auf bis zu 70 Prozent. Aus diesem Grund sind umsichtige und regelmäßige Wartungsmaßnahmen Pflicht.
  2. Aufbereitung von Wasser: Das Pumpen von Wasser von A nach B, sowie seine Reinigung und Aufbereitung benötigen viel Energie. Vor allem in wenig weit entwickelten Regionen ermöglichen biologische Maßnahmen wie Pflanzenkläranlagen eine Energieeffiziente und nachhaltige Alternative zur Reinigung von Abwasser.

 

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Nahrung:

Mit dem Wachsen der Städte steigt auch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Global haben rund 820 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Um in urbanen Regionen Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssen nicht nur Fragen zur Nahrungsmittelproduktion geklärt werden. Auch in Bezug auf Lagerung und Verteilung von Nahrungsmitteln müssen von Gemeinden neue Lösungen gefunden werden:

  1. Lokale Nahrungsmittelproduktion: Um die Nahrungsmittelsicherheit vor Ort zu gewährleisten, sollten Städte die lokale Produktion fördern. Urbane Landwirtschaft bildet einen vielversprechenden Ansatz. Der größte Vorteil der städtischen Landwirtschaft besteht darin, dass der energieintensive Transport von Nahrungsmitteln reduziert wird. Weitere Vorteile: Die örtliche Wirtschaft profitiert und weniger Landfläche wird zum Anbau benötigt.
  2. Umgang mit Lebensmitteln: Die Verteilung der Lebensmittelabfälle variiert zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen sowie einkommensstarken und einkommensschwachen Verbrauchern. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Dies kann entweder durch technologische Lösungen oder regulative Maßnahmen erreicht werden – etwa im Bereich der Kühlung oder in Bezug auf Ablaufdaten. Die Verschwendung von Nahrungsmitteln ist aber oft auch sozial oder kulturell bedingt. Städte können ihre Bevölkerungen zum Beispiel durch Aufklärungsmaßnahmen zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln bewegen und so die Abfallmengen reduzieren.

 

Möwe mit Plastikbecher im Schnabel

Abfall:

Weltweit steigt der Bedarf an Mülldeponien. Diese Lagerstätten sind bedeutende Quellen von Treibhausgasen wie Methan. Ihre Instandhaltung sowie der Transport von Abfällen – oft über große Entfernungen hinweg – benötigen viel Energie. Werden Deponien unzureichend gewartet, können entweichende Schadstoffe den Boden und das Grundwasser vergiften. In einem Zeitalter der rapiden Urbanisierung stoßen Städte beim Umgang mit Abfällen zunehmend an ihre Grenzen. Denn laut Angaben der Weltbank werden in Städten im Schnitt nur 20 bis 55 Prozent des anfallenden Mülls gesammelt. Gleichzeitig steigen die Kosten. Neuere, platzsparende Methoden für die Abfallentsorgung und das Recycling von Abfall sind erforderlich:

  1. Einsatz moderner Technik: Besonders in Asien steigt der Anteil an Müllverbrennungsanlagen zur Energiegewinnung. Das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, setzt jedoch modernste Anlagen voraus. Ansonsten drohen Belastungen für die Bewohner und die Umwelt.
  2. Lebensmittelabfälle verwerten: Durch regulative oder aufklärende Maßnahmen ist ein umweltfreundlicher Umgang mit weggeworfenen Nahrungsmitteln möglich. In Dhaka (Bangladesch) werden nach Initiativen der Stadtregierung fast 80 Prozent der organischen Abfälle als Kompost für die Landwirtschaft weiterverwendet.
  3. Abfall vermeiden oder recyceln: Der gleiche Ansatz hilft auch bei der Vermeidung oder Wiederverwertung anderer Abfallsorten. Ob Sensibilisierungsmaßnahmen, um den Papierverbrauch im Büro zu reduzieren, oder Regularien zur Mülltrennung: Städte verfügen über verschiedene Mittel zur Reduktion des Abfallaufkommens.

Gestiegener Nachhaltigkeit zum Trotz – die nachhaltige Stadt ist noch Zukunftsmusik

Die beschriebenen Maßnahmen tragen ohne Zweifel zu einer größeren Ressourceneffizienz bei. Zudem ist weltweit eine positive Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Stadt zu beobachten. Jedoch ist bereits absehbar, dass diese Lösungen in Zukunft die bestehende Abhängigkeit von begrenzten Ressourcen nur in Teilen aufwiegen können. Insbesondere, wenn das verfügbare Einkommen der Bevölkerung wächst, werden etwaige Effizienzsteigerungen durch die wachsende Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen wieder wettgemacht. Die nachhaltige Stadt muss somit verstärkt darauf abzielen, Menschen und Unternehmen zu einem bewussten Verzicht auf endliche Ressourcen zu verleiten.

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