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BIM ermöglicht eine vernetzte Planung, Errichtung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe innovativer Software. Dich während die Technologie in einigen Staaten bereits breitflächig angewandt wird, werden die Baubranchen mancher Länder erst verspätet auf das Konzept aufmerksam. Wo steht die Schweiz im BIM-Europavergleich? Wir werfen einen Blick auf den Status Quo und beantworten die wichtigsten Fragen.
Was ist BIM?
Die Abkürzung BIM steht für Building Information Modeling und umfasst ein breites Spektrum an digitalen Lösungen auf dem Bau. Konkret geht es um den Prozess der Erstellung und Verwaltung eines digitalen Gebäudemodells, einer Baustelle oder eines Bauobjekts in alle seinen Phasen. Durch digitale Ansätze im Bau und in der Immobilienbewirtschaftung werden neue Möglichkeiten für alle beteiligten Personen und Unternehmen geschaffen. Bau- und Immobilienunternehmen steigern dank BIM ihre Produktivität, da sie Kosten, Arbeit und Zeit einsparen. Damit bleiben sie langfristig konkurrenzfähig und stellen ein gesundes Wachstum sicher. Während die BIM-Technologie vor einigen Jahren noch eine Nische war, wird sie heute bereits von der Mehrheit aller schweizer Bauunternehmen als relevant angesehen. In den letzten zwei bis drei Jahren war die Entwicklung in der Schweiz besonders imposant. 2021 gaben zum Beispiel rund zwei Drittel aller befragten Unternehmen an, dass BIM in ihrem Unternehmen relevant sei. 2022, nur ein Jahr später, waren es bereits drei Viertel der Befragten, welche die Rolle von BIM in ihrem Unternehmen als wichtig einschätzen.
Diese Zunahme kommt nicht ohne Grund und spiegelt ein Trend wider, welcher in Baubranchen auf dem ganzen Globus zu beobachten ist.
Oftmals wird angenommen, die BIM-Technologie beschränke sich lediglich auf die dreidimensionalen Modellierungen in CAD Programmen. Dies ist allerdings nicht der Fall. Building Information Modeling in der Schweiz und in allen anderen Saaten beinhaltet eine Vielzahl an Interaktionen und an Möglichkeiten, digital zusammenzuarbeiten – sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch mit Partnern und anderen Stakeholdern. Die hauptsächliche Anwendung von BIM in der Schweiz umfasst die Realisierung von Projekten, in dem BIM verschiedene Möglichkeiten auf einem digitalen Modell simuliert. Damit hilft BIM dabei, Stolpersteine frühzeitig zu entdecken und zu eliminieren. Auch können dank BIM in der Schweiz Kosten für administrative und planerische Arbeiten eingespart werden. Der Bauprozess wird dadurch flüssiger, reibungsloser, schneller und kosteneffizienter. Die gewonnenen Daten können zudem in Nachprojektphasen oder bei neuen Projekten als Informationsquelle, bzw. als Referenz genutzt werden. Somit profitieren das eigene Unternehmen und die Zusammenarbeit mit den Betreibern auch nach der Fertigstellung.
Internationale Reifegrade bei der Arbeit mit BIM
Eines der ersten Länder, in welcher das Bauwesen das Potenzial der BIM-Technologie entdeckte, war das Vereinigte Königreich. Es definiertn den Standard BS1192: 2007, welcher als die Grundlage des heutigen ISO 19650 gilt. Zu Beginn der 2000er Jahre war das Verständnis über Buliding Information Modeling noch sehr begrenzt. Mittlerweile ist in der Schweiz, wie auch international, das Bewusstsein über BIM gewachsen. Dennoch gibt es viele Unternehmen und sogar ganze Staaten, in welchen die BIM-Technologie noch kaum Anwendung finden.
Der BIM-Reifegrad lässt sich in Stufen messen. Diese Stufen reichten von Level 0, über Level 1, Level 2, bis zu Level 3. Nicht nur geben die Stufen, an, wie umfangreich die BIM-Technologie bereits eingesetzt wird, sie beschreiben auch, inwiefern die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten rund um BIM-Modelle organisiert und digitalisiert wird. Inoffiziell kann der BIM-Reifegrad auch dazu genutzt werden, den Stand der BIM-Technologie auf verschiedenen, geografisch begrenzten Baumärkten zu messen.
BIM Level 0 – wenig digitalisierte Zusammenarbeit
Das BIM Level 0 ist die tiefste der vier Stufen. In Unternehmen, bzw. auf Märkten, welche wir mit Level 0 einstufen, sind gewöhnliche CAD-Zeichnungen noch nicht oder noch kaum gemeinsamen und digitalen 3D-Modellen gewichen. Berechnungen folgen manuell und der Informationsaustausch erfolgt analog oder höchstens per E-Mail. Eine gemeinsame Zusammenarbeit in einer digitalen Umgebung ist in diesen Unternehmen und Märkten noch weitgehend unbekannt.
BIM Level 1 – teilweise digitalisierte Zusammenarbeit
Die zweite Stufe ist das BIM Level 1. Auch auf diesem Level ist BIM kaum mehr als eine Nische, allerdings werden die Anwendungsmöglichkeiten bereits konkreter genutzt als auf Level 0. So sind beispielsweise Daten einheitlich koordiniert und können, bei Bedarf, durch ein digitales 3D-Format ergänzt werden. Grundlegende Daten und eine strukturierte Datenumgebung sind vorhanden. Die Grundlage für das Building Information Modeling ist damit bereits gelegt. Allerdings besteht noch kaum oder noch gar keine durchgehende digitale Kooperation zwischen verschiedenen Teams, Partnern oder Stakeholdern. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich per E-Mail oder über ein Dokumenten-Managementsystem. Einzelne Teams arbeiten oftmals parallel statt miteinander.
BIM Level 2 – fortgeschrittene digitalisierte Zusammenarbeit
Mit dem Rating BIM Level 2 erreichten die jeweiligen Unternehmen oder Staaten bereits die zweithöchste Stufe. Noch ist die Zusammenarbeit noch nicht perfekt, allerdings funktioniert die breitflächige Anwendung der BIM-Technologie gut. Diverse Teams und Spezialisten interagiere mit denselben BIM-Modellen und die Daten können dann in einer Software-Anwendung unter Verwendung eines gemeinsamen Dateiformats zusammengesetzt werden. Zudem ist es bereits in der Entwurfsphase verlässlich möglich zu erörtern, was verbessert oder überdenkt werden muss. Ab BIM Level 2 eröffnet sich für Unternehmen und ganze Branchen ein scheinbar grenzenloser Katalog an verschiedenen Chancen und Optimierungsmöglichkeiten. Das bedeutet auch, dass sich die BIM-Technologie spätestens ab BIM Level 2 aus finanzieller Sicht deutlich lohnt.
BIM Level 3 – vollständig digitalisierte Zusammenarbeit
BIM Level 3 ist das höchste der vier Stufen. Hier ist die BIM-Technologie perfekt integriert und aufeinander abgespielt. Auf BIM Level 3 wird das Maximum ausgeschöpft, von dem, was heute auf technischer Ebene möglich ist. Damit Staaten und Unternehmen auf Stufe 3 kommen, benötigen sie eine mehrstufige, einheitliche Umgebung, die die Arbeit aller Projektbeteiligten zusammenführt. Egal, ob Architekt, Ingenieur, Bauunternehmer, Facility-Manager oder Eigentümer; hier arbeiten alle mit denselben BIM-Modellen. Die Integration aller Projektdaten in die BIM-Technologie ist die Norm und internationale Standards werden strikt umgesetzt. Dazu gehört zum Beispiel, dass alle Daten kompatibel mit dem IFC-Format sind. Daneben werden Echtzeitdaten eingesetzt, welche die gesamte Planungs-, Bau- und Betriebsphase abdecken und damit während dem gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ausgeschöpft werden.
Die Schweiz im internationalen BIM-Vergleich
Als Vorreiter der BIM-Technologie gilt das Vereinigte Königreich. Hier wurde das Potenzial als Erstes erkannt und genutzt. Mittlerweile hat sich die Anwendung von BIM allerdings in Staaten auf der ganzen Welt ausgebreitet, darunter auch in der Schweiz. Die Märkte in einigen Ländern sind bereits vollumfänglich auf die BIM-Technologie eingestellt, während sich andere Staaten noch auf der untersten Stufe befinden. In diesem Vergleich betrachten wir sich, wie sich der schweizer Baumarkt bezüglich Building Information Modeling gegenüber anderen europäischen Staaten schlägt.
BIM in der Schweiz
Die Bewertung der Nutzung von BIM durch Schweizer Bauunternehmen treffen wir aufgrund öffentlich zugänglichen Daten. Kernstück dabei ist eine aktuelle BIM-Umfrage aus dem Jahr 2022, welche von Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland in Kollaboration mit BIM LAB OST – Ostschweizer Fachhochschule, Rapperswil, Branch Do Tank, Zürich, IFMA Schweiz, Zürich, Infra Suisse, Zürich, pom+Consulting AG, Zürich und der Schweizerischen Vereinigung beratender Ingenieurunternehmungen usic, Bern, durchgeführt wurde.
Die neueste Befragung zeigte eindeutig, dass die Relevanz der Building Information Modeling Technologie in der Schweiz eindeutig zugenommen hat. Alleine innerhalb von einem Jahr stieg die Anzahl an Befragten, welche die BIM-Technologie in ihrem Unternehmen für relevant halten, von zwei Dritteln auf drei Viertel. Auch bezüglich der alltäglichen Anwendung hat das BIM in der Schweiz an Bedeutung gewonnen. Neben dem Alltagsgeschäft stehen auch die Maturität von Pilot- und Innovationsprojekten sowie die strategische Zielsetzung im Fokus. Besonders relevant ist die BIM in der Schweiz für die Arbeit von Technologie-Anbietenden und Bildenden (je knapp 90 Prozent) und für die Arbeit von Planenden und Erstellenden (je knapp 80 Prozent). Bestellende, Beratende, Zuliefernde und Betreibende in der Schweiz schätzen die Relevanz mit unter 70 Prozent gemäss der Befragung am tiefsten ein. Den Grund, weshalb BIM in der Schweiz noch nicht zu 100 Prozent relevant ist, sehen die meisten Befragten entweder in der fehlenden Relevanz in ihrer konkreten Rolle, in der fehlenden Nachfrage seitens Kundschaft oder fehlenden Know-how. Fehlende finanzielle Mittel, sprich, fehlende Investitionsbereitschaft, spielt bei den meisten Befragten keine zentrale Rolle.
Die niedrigste Anwendungsquote von BIM in der Schweiz findet sich in öffentlichen Verwaltungen und staatsnahen oder öffentlichen Unternehmen. In der Privatwirtschaft und in Genossenschaften und Vereinen hingegen hat die Anwendung stark zugenommen. Dies könnte in den finanziellen Vorteilen begründet sein, welche die BIM-Technologie mit sich bringt.
Auch dieses Jahr sagen noch über die Hälfte aus, dass die meisten Firmen in der Schweiz noch nicht ausreichend für den Einsatz von Building Information Modeling vorbereitet seien. Gemäss unserer Bewertung ist die Schweiz mit dieser Ausgangslage zwischen BIM Level 1 und BIM Level 2. Einige Unternehmen befinden sich nach wie vor auf BIM Level 0 und arbeiten auf Level 1 hin.
Building Information Modeling in Grossbritannien
Grossbritannien nimmt im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein. Über 80 Prozent der britischen Unternehmen sind mit Building Information Modeling vertraut. Vor zehn Jahren lag dieser Wert übrigens nur knapp über 10 Prozent. Lediglich ein einziges Prozent der britischen Bauunternehmen können nichts mit dem Begriff Building Information Modeling anfangen. Viele Grossprojekte im Vereinigten Königreich verwenden bereits BIM-Level 3, für staatliche Projekte ist mindestens BIM Level 2 Pflicht.
Building Information Modeling in Frankreich
Noch gibt es in Frankreich, genau wie in der Schweiz, keine gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Anwendung von BIM. Dennoch verwenden rund 60 Prozent aller Bauunternehmen in Frankreich Informationsmodellierung. Der Hauptteil davon fällt auf Architekten und Planer. Arbeit auf BIM Level 2 ist in Frankreich auf vielen Baustellen bereits Standard. Damit ist Frankreich der Schweiz eine Nasenlänge voraus.
Zwar fördert der Staat die Anwendung der BIM-Technologie, uneinheitliche Formate verzögern aber eine grossflächigere Integration.
BIM in Deutschland
Erstaunlicherweise ist auch Deutschland der Schweiz voraus. Der „grosse Kanton“ ist nämlich nicht dafür bekannt, in puncto Digitalisierung besonders fortgeschritten zu sein. Deutschlandweit ist BIM Level 2 vielerorts weit verbreitet, einige Unternehmen verwenden noch BIM Level 1. Die Anwendung beträgt in Deutschland rund 70 Prozent. Vor allem private Architektur- und Planungsunternehmen profitieren von der Technologie. Allerdings fällt die Anwendung hauptsächlich auf grössere Unternehmen zurück. Kleine Agenturen, der Mittelstand und die öffentliche Hand sind in Deutschland noch skeptisch, was die BIM-Technologie angeht.
BIM in Österreich
Obwohl Österreich über fortschrittliche BIM-Standards verfügt, ist die Anwendung der Technologie mit gut 20 Prozent im europäischen Vergleich noch stark unterdurchschnittlich. Der BIM-Reifegrad des österreichischen Bauwesens befindet sich etwa auf BIM Level 1 und ist damit schwächer ausgeprägt als der schweizer Markt. Im Gegensatz zur Schweiz nehmen öffentlich Projekte bezüglich BIM in Österreich jedoch eine Vorreiter-Stellung ein.
Fazit
Die Vorteile der BIM-Technologie werden immer klarer. Dennoch befindet sich die Technologie noch in ihrer Wachstumsphase und hat bei Weitem noch nicht alle Märkte erschlossen. Noch arbeitet noch keine einzige Baubranche auf der Welt hauptsächlich auf BIM Level 3. Am nächsten an Level 3 herankommt Grossbritannien. Im europäischen Vergleich befindet sich die Schweiz knapp im Durchschnitt. In den letzten Jahren hat das schweizer Bauwesen allerdings schon stark aufgeholt und wir nehmen an, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird.