Risse im Mauerwerk zählen zu den häufigsten Baumängeln in Gebäuden. Sowohl im Neubau als auch im Bestand kann ihr Auftreten dem Eigentümer einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Genaue Nachforschungen sind notwendig. Auch für jene, die eine Immobilien kaufen wollen, ist es wichtig, derartige Schäden an der Substanz zu dokumentieren und aufzuklären. Was die Ursachen für Risse im Mauerwerk sind, welche Rissarten auftreten können und welche Maßnahmen bei Rissen in der Wand sinnvoll sind, erfahren Sie im Folgenden.
Wie entstehen Risse im Mauerwerk?
Für das Auftreten von Rissen in der Wand gibt es zwei Hauptgründe:
- Fehler bei der Planung: Bereits bei der Konzeption eines Objekts müssen die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden. Wie ist der Untergrund beschaffen? Wie sieht es mit dem angrenzenden Hausbestand aus? Mangelhafte Analysen im Vorfeld können fatale Folgen haben, ebenso wie falsche Berechnungen (Statik einzelner Gebäudeteile).
- Mängel bei der Errichtung: Der Einsatz falscher oder qualitativ minderwertiger Materialien kann das Entstehen von Rissen begünstigen. Dasselbe trifft zu, wenn bei der Errichtung schlampig gearbeitet wird – etwa durch Fehler beim Anmischen des Putzes oder durch die Nichtbeachtung von Standzeiten.
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Folgende Rissarten und Ursachen für Risse treten an Gebäuden auf:
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Dehnungsrisse oder Schwindrisse aufgrund von Temperatur und Feuchtigkeit
Temperatur- oder Feuchtigkeitsänderungen beeinflussen Materialien im Gebäude. Im Wechsel der Jahreszeiten ziehen diese sich zusammen oder dehnen sich aus. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn Feuchtigkeit im Spiel ist. Durch diese Bewegungen entstehen vertikale oder horizontale Risse im Mauerwerk, die in der Regel dem Weg des geringsten Widerstands folgen. Schwindrisse entstehen häufig über Fenstern oder Türrahmen und weisen meist eine durchgehend gleichbleibende Breite auf. Achtung: Wenn Feuchtigkeit bis in die Substanz vordringt, können ein Aufquellen, Korrosion, Schimmelbildung und die Unbrauchbarkeit tragender Elemente die Folge sein.
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Loser Putz
Dieses Problem tritt vor allem bei älteren Immobilien auf. Mit zunehmendem Alter beginnt sich der aufgetragene Putz vom Mauerwerk zu lösen wodurch er Risse bekommen kann. Diese sind in der Regel fein und verlaufen unregelmäßig, können aber sowohl horizontal als auch vertikal auftreten.
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Spannungsrisse durch zu große Belastung
Risse in der Wand entstehen auch durch die übermäßige Strapazierung von Baustoffen. Ein Beispiel dafür ist die nichttragende Innenwand, die aufgrund falscher Berechnungen einen Teil der Last des Daches tragen muss. Das von oben drückende Gewicht der Dachkonstruktion lässt in diesem Fall Spannungsrisse entstehen. Je nachdem, welchen Belastungen ein Element dabei ausgesetzt ist, können abgestufte, aber auch vertikale oder horizontale Risse im Mauerwerk entstehen.
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Risse in der Wand durch Bodenhub
Die unterschiedliche Ausdehnung des Bodens bewirkt verschiedene Spannungsverhältnisse auf das darüber liegende Mauerwerk. Gründe dafür können eindringende Feuchtigkeit oder das Wachstum von Bäumen (Wurzelaktivität) sein. Risse entstehen in solchen Fällen in Bodennähe und verlaufen horizontal oder schräg in die Höhe, wobei sie vom Boden ausgehend zunehmend schmaler werden.
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Setzrisse im Neubau durch das Absinken des Gebäudes
Ein sogenannter Setzriss im Mauerwerk tritt auf, wenn Teile eines Objekts absinken. Diese ist die schwerwiegendste Art von Rissen im Mauerwerk und kann verschiedene Gründe haben:
- Setzen des Fundaments – hierbei handelt es sich in der Regel um einen natürlichen Prozess. Nach der Errichtung presst das Gewicht des Gebäudes langsam das Wasser aus dem darunterliegenden Untergrund. Dieser gibt somit etwas nach und die Immobilie sinkt um mehrere Millimeter ab. Darum treten Setzrisse im Neubau am öftesten auf.
- Ungleichmäßige Festigkeit des Untergrunds
- Druck von benachbarten Gebäuden
- Bergbautätigkeit
- Baumwurzelaktivität
Die Liste an möglichen Gründen ließe sich fast endlos fortsetzen. In jedem Fall sind die auftretenden Risse am Außenputz oder der Innenwand normalerweise der erste Hinweis auf ein Problem. Oft treten die Risse an den Ecken von Gebäuden auf, wobei sie von oben nach unten verlaufen und oben am breitesten sind.
Exkurs: Baugrundrisiko und Mängelmanagement im Sinne der Baugeologie
Zukünftige Schäden am Gebäude durch den zuvor angesprochenen Bodenhub, beziehungsweise das Absinken des Gebäudes, lassen sich bereits vor dem Kauf von Bauland vermeiden. Ausschlaggebend hierfür ist das sogenannte Baugrundrisiko. Es handelt sich um die Auswirkungen, die das von Ihnen erworbene Bauland auf das von Ihnen geplante Objekt haben kann.
Eine Geotechnische Untersuchung ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Die Dichte und Tragfähigkeit des Bodens hängen nicht nur vom Boden selbst ab. Es sind die Faktoren Belastbarkeit, Ausschwemmung, Grundwasserverhältnisse, Rutschung oder Hanglagen, die darüber entscheiden, wie es um zukünftige Bauvorhaben steht. Das Fundament muss entsprechend angepasst werden, um den Anforderungen der Belastung zu genügen. Ein wenig geeigneter Baugrund kann die Ursache für erhebliche Mehrkosten in der Umsetzung Ihres Projektes werden oder aber auch mittel- und langfristig Schäden nach sich ziehen.
Eine Untersuchung der BauInfoConsult bestätigt, dass Untersuchungen zum Baugrund bislang häufig vernachlässigt und nicht ernst genommen werden: „Der Erfahrung von Architekten und Bauunternehmern nach sind insbesondere zwei Gebäudekomponenten häufig von Baumängeln betroffen: die haustechnischen Anlagen und das Fundament bzw. der Keller.“
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Mittels präventiver Baugeologie können mögliche Risiken erhoben werden. Eine Untersuchung vor Ort spart Ihnen Zeit und Kosten in der Ausführung. Es gibt verschiedene Methoden zur Klärung des geologischen Gefahrenpotenzials. Hierzu gehören:
- Untersuchungen vor Ort wie Bohrungen, Schürfe, Rammsondierungen und Proben für Laboruntersuchungen
- Bodenmechanische Untersuchungen
- Beurteilung der hydrogeologischen Eigenschaften des Baulandes
- Das Erstellen von Gutachten zu Baugrund und Boden
- An den Planer gerichtete Vorschläge zum Fundament auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse
- Sowie eine Qualitätssicherung durch Bauüberwachungsmaßnahmen.
Was tun bei Rissen in der Wand?
Welche Maßnahmen beim Auftreten von Rissen im Mauerwerk zu treffen sind, hängt von der Art des Risses ab. Grundsätzlich gilt: Ein Haarriss an der Wand ist noch kein Grund zur Sorge. Ursachenforschung ist jedoch angesagt, wenn der Riss breiter als 0,2 mm ist.
Unabhängig davon, ob Risse im Neubau oder in einem Bestandsobjekt auftreten – stellt sich das Schadensbild als für Sie uneindeutig heraus, sollten Sie einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Welche Maßnahmen schließlich zur Behebung eines Schades zu ergreifen sind, hängt mit der Art des zugrundeliegenden Problems zusammen. Im Fall des oben beschriebenen Haarrisses an der Wand oder bei Dehn- und Schwindrissen genügt es in der Regel, den Schaden mit etwas Gips und einer Spachtel auszubessern. Liegt jedoch ein Spannungsriss oder Setzriss im Mauerwerk vor, weil die Traglast eines Elements überschritten wurde oder sich ein Bauteil absenkt, müssen Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen werden. Je nach zugrundeliegendem Problem wird zum Beispiel das Setzen einer neuen Drainage notwendig oder aber Wände müssen ausgetrocknet werden, bevor es zum neuerlichen Innenausbau kommt.
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Dokumentation zahlt sich aus
Unabhängig davon, ob Risse oder andere Mängel noch während der Errichtung, nach Fertigstellung eines Objekts, oder nach Restaurierungsarbeiten auftreten – eine genaue Dokumentation lohnt sich für die Verantwortlichen und Inhaber in jedem Fall. Mit der Software PlanRadar lassen sich Risse im Mauerwerk und andere Schäden im Handumdrehen kommunizieren und dokumentieren.
Ein Beispiel aus der Praxis: In Ihrem Objekt werden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, die von Bauunternehmen und einem Architekten begleitet werden. Gemeinsam mit allen an Ihrem Projekt beteiligten Akteuren dokumentiert PlanRadar jeden auf der Baustelle getätigten Schritt aufs genaueste: Fotos, Randnotizen, Vermerke im Ausführungsplan u.v.m. werden mittels mobiler Endgeräte auf dem digitalen Bauplan als Tickets hinterlegt und mit Projektpartnern in Echtzeit geteilt. Treten die beseitigten Mängel nach der Abnahme der Leistung neuerlich auf, lassen sich anhand der gespeicherten Informationen wichtige Fragen zur Verantwortlichkeit sofort klären. Von dieser Beweissicherheit profitieren Anwender auch, wenn es zur Klärung von Sachverhalten vor Gericht kommt.
Von PlanRadar profitieren
Rund um den Globus wird PlanRadar von mehr als 20.000 Nutzern und Nutzerinnen in 43 Ländern für Aufgaben rund um die Kommunikation und Dokumentation bei Bau- und Immobilienprojekten verwendet. Neben einem umfassenden Mängelmanagement zeichnet sich die Software auch bei der Aufgabenzuweisung, Beweissicherung, Due-Dilligence, oder Baudokumentation aus. Das Ergebnis überzeugt: Pro Woche verringert sich der durchschnittliche Arbeitsaufwand für Anwender um 7 Stunden. Weltweit werden wöchentlich mehr als 25.000 Projekte über die Software abgewickelt. PlanRadar ist für alle mobilen Endgeräte für Android, iOS und Windows erhältlich.
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