Die Zukunft der Bauleitung
Wie digitale Lösungen das Bauleitungswesen 2023 und darüber hinaus verändern werden
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- Stuttgart 21
- Fehmarnbelt-Tunnel
- Berliner Rechenzentrum (BER1)
- US-amerikanisches Krankenhaus (Rhine Ordnance Barracks Medical Center)
- Zentralkrankenhaus Lörrach
- Rückbau Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich
- Terminal 3 Frankfurt Airport
- Roche Diagnostik-Forschungsgebäudes LEAP
- A-Nord Stromautobahn Nordsee – Nordrhein-Westfalen
- Neues Netz für Deutschland – Ausbau Bahn
1. Stuttgart 21
Ort: Stuttgart, Baden-Württemberg
Umfang: 9,79 Mrd. Euro
Fertigstellung: 2025 (geplant)
Gerade bei Großprojekten kann immer auch etwas schief gehen. Ein besonders unrühmliches Beispiel ist hier das Bahnprojekt Stuttgart 21. Das Projekt wurde bereits 1995 in die Wege geleitet und damals mit 2,5 Milliarden Euro veranschlagt. Mit Stand 2023 sind die Kosten mittlerweile auf über 9,79 Milliarden Euro gestiegen. Die Bauarbeiten sind aber noch lange nicht abgeschlossen.
Das Projekt war von Anfang an ambitioniert. Der veraltete Kopfbahnhof in Stuttgart sollte in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgewandelt werden. Neben dem Gebäude wurden 57 Kilometer an neuer Bahnstrecke sowie insgesamt neun Tunnels geplant.
Hier gab es einige besondere Herausforderungen zu meistern. So wurden Grabungsarbeiten unter bestehenden Gebäuden durchgeführt. Obwohl man darauf bedacht war, die erwarteten Senkungen mit Hebungsinjektionen unter Kontrolle zu halten, kam es zu Bauschäden und Rissen an den umliegenden Bauwerken. Zudem gab es große Herausforderungen bezüglich des Grundwassers, sowohl was die Entwässerung der unterirdischen Baustellen betraf, als auch die Vermeidung einer Verunreinigung der Wasserversorgung.
Die enorme Kostenexplosion ist damit aber nicht alleine mit diesen schwierigen Umständen zu erklären. Hier sind eher grundlegende Planungsfehler und unterschiedliche Prioritäten der Projektteilnehmer schuld. Wie viel das Projekt schließlich wirklich kosten wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
2. Fehmarnbelt-Tunnel
Ort: Ostsee zwischen Deutschland und Dänemark
Umfang: 7 Mrd. Euro
Fertigstellung: 2029
Der Fehmarnbelt Tunnel ist ein 17,6 Kilometer langer Tunnel unter der Ostsee. Er soll nach der geplanten Fertigstellung 2029 die deutsche Insel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Das Projekt ist Teil der sogenannten Vogelfluglinie, welche eine direkte Bahn- und Straßenverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen zum Ziel hat.
Mit den Bauarbeiten wurde auf dänischer Seite am 1. Januar 2021 begonnen. Seit Juni wird auch auf der deutschen Seite an der Großbaustelle gearbeitet. Geplant sind insgesamt vier Tunnelröhren, welche als Absenktunnel gebaut werden. Dazu werden die einzelnen Tunnelsegmente an Land vorgebaut und vor Ort versenkt und zusammengefügt.
Nach der Fertigstellung soll der Tunnel sowohl für regelmäßige Zugverbindungen als auch für den Individualverkehr offenstehen. Die Fahrtrichtungen sind voneinander getrennt, zudem gibt es innovative Ansätze, die für noch mehr Sicherheit sorgen sollen.
Ursprünglich wurden die Kosten für die gesamte Ostseequerung auf 7,4 Millionen Euro, und der eigentliche Tunnel auf 6,6 Milliarden Euro geschätzt. Die Schätzung der Gesamtkosten ist von der Projektfirma seither auf 7,0 Euro gesenkt worden. Bemerkenswert an diesem Projekt ist, dass Dänemark den Tunnelbau voll finanziert, dafür nach Fertigstellung allerdings auch die vollen Mauteinnahmen unbefristet einbehalten wird.
3. Berliner Rechenzentrum (BER1)
Ort: Brandenburg, Berlin
Umfang: 500 Millionen Euro
Fertigstellung: 2025
Auf 24.000 Quadratmeter wird im Brandenburg Park (10 Kilometer südlich von Berlin) ein neues, hochmodernes Rechenzentrum errichtet. Neben dem eigentlichen Bauwerk enthält das Projekt auch eine Photovoltaikanlage sowie weitere kritische Infrastruktur. Eine Serverfarm im geplanten Ausmaß verschlingt beträchtliche Energiemengen und muss gleichzeitig aktiv gekühlt werden. Dabei soll die entstehende Abwärme der Server-Farm kommerziell (Stichwort Fernwärme) genutzt werden.
Die Kosten werden aktuell auf über 500 Millionen Euro kalkuliert. Das Rechenzentrum ist dabei nur ein Teil des Ausbauvorhabens des Unternehmens Vantage Data Centers. Neben Berlin wird auch in Warschau ein weiteres Rechenzentrum gebaut.
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4.US-amerikanisches Krankenhaus (Rhine Ordnance Barracks Medical Center)
Ort: Ramstein-Miesenbach, Rheinland-Pfalz
Umfang: 1,1 Milliarden Euro
Fertigstellung: 2027
Auf einer Fläche von knapp 100,000 Quadratmetern nahe der US-Militärbasis Ramstein in der Rheinland-Pfalz entsteht gerade ein Krankenhaus, das zu den größten seiner Art wird. Der optisch von der US-Flagge inspirierte Klinik-Komplex mit dem Namen Rhine Ordnance Barracks Medical Center ersetzt die über sieben Jahrzehnte alte US-Militärklinik Landstuhl.
In erster Linie sollen im Militärkrankenhaus Kriegsverwundete aus Einsätzen im Nahen Osten, Afrika oder Europa behandelt werden. Zugänglich sein wird das Krankenhaus allerdings nicht nur Mitgliedern der US-Streitkräfte, sondern allen in der Region wohnhaften US-amerikanischen Staatsbürgern.
Die topmoderne Einrichtung wird über mehr als 4,000 Räume verfügen und rund 1,1 Milliarden Euro kosten. Der Deutsche Bund beteiligt sich mit 151 Millionen Euro am Bau, der noch bis ins Jahr 2027 andauern soll.
5. Zentralkrankenhaus Lörrach
Ort: Lörrach, Baden-Württemberg
Umfang: 314 Millionen Euro
Fertigstellung: 2025
Zwar nicht ganz so teuer wie das Rhine Ordnance Barracks Medical Center, aber dennoch eines der größten und modernsten Krankenhäuser in Europa wird das Zentralkrankenhaus Lörrach, nahe der schweizer Grenze.
Mit dem Bau soll eine Gesamtnutzfläche von über 47.000 Quadratmeter geschaffen werden. Ein Hauptanliegen ist dabei die Schaffung eines psychiatrischen Zentrums sowie eines neuen Parkhauses. Seit 2021 wird gebaut. Das gesamte Projekt soll 2025 fertiggestellt sein. Die Kosten belaufen sich dabei auf 420 Millionen Euro.
6. Rückbau Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich
Ort: Mülheim-Kärlich, Rheinland-Pfalz
Umfang: 750 Millionen Euro
Fertigstellung: 2029
Großbaustellen in Deutschland haben nicht immer mit dem Neubau zu tun. Manchmal geht es auch um den korrekten Abriss bzw. Rückbau. Gerade bei Kernkraftwerken kann das besonders brisant und damit auch teuer und langwierig werden.
Das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich hat einen besonders unrühmlichen Platz in der Geschichte der nuklearen Energie in Deutschland eingenommen. Nach nur 30 Monaten nach der Inbetriebnahme in 1988 wurde das Kraftwerk wieder stillgelegt. Bei der Planung hatte man die Erdbebengefahr nicht ausreichend berücksichtigt, womit ein sicherer Betrieb nicht gewährleistet werden konnte.
Der Abriss begann bereits 2004 und dürfte noch bis 2029 dauern. Problematisch ist hier natürlich der Umgang mit strahlenden Materialien. So müssen Teile aus dem Reaktordruckbehälter in einem stillgelegten Bergwerk eingelagert werden, da eine herkömmliche Entsorgung nicht denkbar ist.
Die Kosten für den Rückbau des Kernkraftwerks belaufen sich dabei auf rund 750 Millionen Euro. Zum Vergleich: der Bau der Anlage verschlang 3,6 Milliarden Euro.
7. Terminal 3 Frankfurt Airport
Ort: Frankfurt, Hessen
Umfang: 4 Milliarden Euro
Fertigstellung: 2026
Eine der aktuell größten Baustellen Europas steht in Frankfurt am Main. Als der meistfrequentierte Flughafen in Deutschland ist der Frankfurt International Airport eines der wichtigsten Drehkreuze in Europa und ein echter Flughafen der Superlative. Mit dem Bau des 4 Milliarden Euro teuren Terminal 3 soll der Frankfurter Flughafen diesem Titel nun auch in Zukunft gerecht werden.
Realisiert wird das Megaprojekt durch den Architekten Christoph Mäckler, der mit Projekten wie dem Tower 185, dem DZ Bank Cityhaus 1 und dem Opernturm das frankfurter Stadtbild bereits maßgeblich mitgestaltet hat.
Mäcklers Vision des Terminal 3 geht über die eines herkömmlichen Terminals hinaus. Bei dem für rund 20 Millionen Passagiere jährlich ausgelegten Terminal soll das Wohlbefinden der Passagiere an erster Stelle stehen. Der komplett barrierefreie Bau wird einer pulsierenden Stadt gleichen, die zum Verweilen einlädt und mit ihrer einzigartigen Architektur beeindruckt. So wird das spektakuläre Design unter anderem eine 18 Meter hohe gläserne Fassade, einen futuristischen Marktplatz mit einer lichtdurchlässigen, tropfenförmigen Stahldecke und die vollautomatische Skyline-Bahn umfassen.
Der Spatenstich für das neue 176.000 Quadratmeter große Terminal fand im April 2019 unter dem Slogan “Building the Future” statt und soll spätestens 2026 fertiggestellt werden.
8. Roche Diagnostik-Forschungsgebäudes LEAP
Ort: Penzberg, Bayern
Umfang: 675 Millionen Euro
Fertigstellung: 2027
Seit den frühen 70er-Jahren produziert der milliardenschwere schweizer Pharmakonzern Roche Holding im oberbayerischen Penzberg eine Produktionsstätte. Nun soll der Standort in Penzberg bis 2027 durch ein modernes Diagnostik-Forschungsgebäude mit dem Namen LEAP (Laboratory Excellence Accelerator Penzberg) ergänzt werden. Roches Fokus dieses Vorhabens liegt primär auf der Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer.
Anfang 2023 gab Roche bekannt, ihre geplante Investition von maximal 250 Euro auf 675 Euro zu erhöhen, um den Biotechnologie-Campus in Penzberg als Zukunftscampus zu ergänzen. Damit fließen jetzt insgesamt rund 20 Prozent von Roches jährlichen Deutschland-Investitionen in den Ausbau des Standorts in Penzberg. Roche ist bekannt für ambitionierte Großprojekte und schuf so beispielsweise mit den Roche-Türmen 1 und 2 die beiden höchsten Hochhäuser der Schweiz.
Die Fertigstellung des gesamten LEAP-Projekts ist für das Jahr 2027 geplant und soll eine Fläche von 60 Hektar umfassen.
9. A-Nord Stromautobahn Nordsee – Nordrhein-Westfalen
Ort: Nordrhein-Westfalen
Umfang: 2 Mrd. Euro
Fertigstellung: 2028
Die Energiewende ist im Kommen – doch dafür sind nicht nur neue Solaranlagen und Windräder notwendig. Auch die dazugehörige Infrastruktur muss an die neuen Bedürfnisse angepasst werden. Viele zukünftige Großprojekte in Deutschland werden sich daher mit der Energieinfrastruktur befassen.
Als Beispiel sehen wir uns die geplante Stromautobahn A-Nord an. Diese beginnt an der Nordsee und verläuft südlich bis nach Nordrhein-Westfalen. Bei diesem Projekt werden in einem 1000 Meter breiten Korridor Dutzende Starkstromkabel in der Erde verlegt. Damit sollen unter anderem Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee an das deutsche Stromnetz angeschlossen werden.
Ab 2028 soll über diese Stromautobahn der erste Windstrom aus der Nordsee zu den Verbrauchern in ganz Deutschland gebracht werden. Dieses neue Höchstspannungsleitungsnetz soll gut über zwei Milliarden Euro kosten. Nachdem sich der Baustart der A-Nord Stromautobahn Nordsee – Nordrhein-Westfalen über mehrere Jahre hinweg immer wieder aufs Neue verzögerte, fand der Spatenstich im September 2023 statt.
10. Neues Netz für Deutschland – Ausbau Bahn
Ort: Deutschlandweit
Umfang: 13,6 Milliarden Euro
Fertigstellung: variabel
Manchmal sind es nicht einzelne Baustellen, die für die größten Bauprojekte Deutschlands sorgen. So haben Bund, Länder und Deutsche Bahn ein Infrastrukturpaket mit dutzenden Einzelprojekten geschnürt, das seinesgleichen sucht.
Über 1.800 Kilometer an Gleisanlagen sollen modernisiert und erneuert werden, sowie 2.000 Weichen, 140 Brücken und 800 Bahnhöfe. Hier kommt einiges zusammen und man kann hier zu vollem Recht von der größten Baustelle Deutschlands sprechen!
Einige besonders große Projekte, die in diesem Infrastrukturpaket enthalten sind:
- Aus- und Neubau der Strecke Karlsruhe–Basel
- Bau einer zweiten Stammstrecke der münchner S-Bahn
- Ausbau der Strecke Angermünde bis zur polnischen Grenze
- Neue S-Bahnlinie 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe
Während einige der geplanten Bauprojekte in absehbarer Zukunft abgeschlossen sein werden sollen, werden andere mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Und nächstes Jahr dürfte ein noch größeres Paket folgen, um das deutsche Bahnnetz weiter zu modernisieren und auszubauen.
Fazit
Auch 2023 verlangen zahlreiche Großprojekte in Deutschland den Projektteilnehmern viel ab. Mit der Bausoftware PlanRadar stellen Bauherren, Planer, Bauleiter und alle anderen Projektbeteiligten sicher, dass wichtige Prozesse effizient verlaufen. Und das nicht nur auf den größten Baustellen Deutschlands! PlanRadar wird weltweit von mehr als 120.000 Fachleuten in über 75 Ländern für die Dokumentation und Kommunikation bei Bauprojekten eingesetzt.