PlanRadar für Bauunternehmen
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DIE BAUWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH 2023: DIE LAGE BLEIBT HERAUSFORDERND
Die Bauwirtschaft in Österreich durchlebt gerade harte Zeiten. Die Schuld für den seit 2022 anhaltenden Negativtrend sehen viele im verschärften Zinsumfeld, dem niedrigen Konsumentenvertrauen und der abflachenden Konjunktur.
Ende 2023 sieht sieht die Lage nicht besser aus. Die Umsätze der Branche sind gegenüber dem Vorjahr um 9,2 Prozent eingebrochen, die Aufträge sogar um 13,1 Prozent. Der Auftragsrückgang zeigt sich aber nicht in allen Branchen des österreichischen Gewerbes und Handwerks gleich stark. Besonders hart hat es Betriebe im Bereich Tischlerei, Metalltechnik, Hafner, Fliesenlegen und Bau getroffen.
Hinzu kommen noch die folgenden Faktoren, die die Situation erschweren.
1. Anhaltender Arbeitskräftemangel
Die Branche beklagte seit einigen Jahren weitaus mehr Aufträge, als abgewickelt werden können.
Diese herausfordernde Situation hängt mit langjährigen Entwicklungen zusammen: Der guten Auftragslage wirken die seit Jahren ungenügend verfügbaren Ausbildungsplätze entgegen. Auch zu geringe Möglichkeiten für Frauen, in der Baubranche Fuß zu fassen, spielen hierbei eine Rolle. Diese Umstände führen dazu, dass Belegschaften zusehends überaltern, während nur wenige Jobs von Jüngeren nachbesetzt werden können.
Um diese Entwicklung entgegenzuwirken, haben AMS, Wirtschaftskammer, Land und GBH zwar die Initiative “Bau packt an” ins Leben gerufen, eine groß angelegte Aus- und Weiterbildungsoffensive gegen den Fachkräftemangel. Bis diese greifen, werden aber wohl noch einige Jahre vergehen.
Ein Faktor, der in jüngster Zeit mehr Beachtung erhält, ist die Zufriedenheit auf Großbaustellen. Die Arbeitsbedingungen auf dem Bau werden für viele Arbeiter:innen als herausfordernd empfunden und die Unzufriedenheit nimmt zu.
Befürworter eines Kulturwandels auf dem Bau fordern daher mehr Work-Life-Balance, kürzeren Arbeitswochen und mehr Zeit für die Familie.
So könnte auch mehr Nachwuchs für die Branche begeistert werden. Dieser wird oft vor den Spannungen zwischen Arbeit und Privatleben abgeschreckt.
Besonders groß ist die Nachfrage bei:
- Betonbauer:innen
- Tiefbauer:innen
- Zimmerer:inne
- Elektrotechniker:innen
- Baumaschinen- / KFZ-Techniker:innen
- Bautechnische Assistent:innen
Ein sektorübergreifender Dialog könnte dabei helfen, Veränderungen anzustoßen, praktikable Lösungen zu schaffen und die Baubranche für junge Menschen attraktiv zu halten.
2. Preissteigerungen und Lieferengpässe bei Baumaterialien
Ein weiterer Faktor, der die Situation im Bausektor erschwert, sind Lieferengpässe, sowie starke Preissteigerungen bei Baumaterialien in Österreich. Es handelt sich hierbei um ein Problem, dass bereits seit Mitte 2021 anhält. Ihren Ausgang nahm diese Situation durch pandemiebedingte Produktionsausfälle und Verzögerungen in der globalen Logistik.
Verstärkend wirkt hierbei nun auch die starke Inflation, welche einer expansiven Geldpolitik durch die Zentralbanken ebenso geschuldet ist, wie der Preisexplosion bei Gas und Öl durch den Ukraine-Krieg.
Als Resultat der hohen Material- und Personalkosten steigen auch die Baupreise.
Die Ursachen für die steigenden Preise sind vielschichtig. Einseitige Schuldzuweisungen sind in der Regel politisch motiviert und ignorieren die Komplexität der aktuellen Situation, in der sich das österreichische Bauwesen befindet.
Besonders besorgniserregend für die Branche sind:
- Lieferketten-Probleme
- Kosten für Energie
- Zusätzliche Steuern
- Steigende Finanzierungskosten
Die hohen Kosten wirken sich auf die Auftragslage aus, was die finanzielle Situation vieler Betriebe zusätzlich belastet. Bis in die erste Hälfte des Jahres 2023 haben die Insolvenzfälle im österreichischen Bauwesen bereits um rund 25 Prozent zugenommen.
3. Veränderungen im Gewerbe-Bauwesen
Zu einer Verlangsamung des Wachstums in der gewerblichen Bauindustrie trägt nicht zuletzt auch die neue Situation rund um den Trend zum Homeoffice bei. Seit der Coronapandemie setzen viele Unternehmen nach wie vor verstärkt darauf, Mitarbeiter außerhalb des Büros zu beschäftigen.
Ein Blick auf die Stadt Wien zeigt, dass die Nachfrage zwar noch stabil ist, die sich in Bau befindende Fläche an Büros hat jedoch stark abgenommen. Während im Vorjahr über 125.000 Quadratmeter Bürofläche fertiggestellt wurden, sollen es bis Ende 2023 lediglich noch gut 46.000 sein.
4. Hochbau-Sanierungsleistungen mit positivem Trend
Im Bereich der Neubauten ist also nicht unbedingt von einer baldigen Trendumkehr im Bausektor zu rechnen. Wesentlich interessanter erscheinen in dieser Hinsicht Sanierungsleistungen. Immerhin wird der Bereich Gebäudesanierung eine maßgebliche Rolle dabei spielen, Treibhausgasemissionen zu senken. 8 Millionen Tonnen CO₂, das sind 10 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Österreich, werden in Gebäuden freigesetzt. Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung sind also ein wichtiger Klimafaktor.
Das Emissionsziel, zu welchem sich die österreichische Bundesregierung verpflichtet hat, sollte natürlich auch in diesem Bereich erreicht werden. Angesichts dessen wurden die Fördermittel für die Sanierung von Haupt- und Nebenwohnsitz von 600 Millionen Euro auf zumindest eine Milliarde Euro pro Jahr deutlich erhöht. Diese Maßnahmen werden einen positiven Effekt auf die Baubranche haben und somit der allgemein schwierigen Situation entgegensteuern helfen.
Hierbei könnte es sich übrigens um einen langfristigen Wachstumsfaktor handeln. Das Umweltbundesamt hat das Investitionspotenzial der thermischen Verbesserungen aller Gebäude in Österreich bis zum Jahr 2030 mit mindestens 29 bis zu 48 Milliarden Euro beziffert.
5. Ukraine-Krieg und Wirtschaftsabschwung
Einer der wichtigsten Faktoren der abschwingenden Konjunktur seit 2022 im Bausektor ist der Einfluss des Ukraine-Krieges. Er führt zu stark steigenden Preisen und Lieferproblemen bei wichtigen Roh- und Baustoffen sowie der Energiepreise.
Die Situation rund um die Baustoffe war zwar schon Pandemie-bedingt angespannt. Seit Ausbruch des Kriegs mangelt es jedoch umso mehr an wichtigen Baustoffen wie Stahl, Holz, Beton und auch Dämmstoffen sowie Kunststofferzeugnissen.
BAUWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH: PROGNOSE 2024
Momentan sind es harte Zeiten für das Bauwesen in Österreich. Doch wie wird sich die Lage 2024 entwickeln? Eine akkurate Prognose ist schwierig. Danach ist man immer schlauer, die Zukunft hingegen vorherzusagen gelingt nicht immer.
Auch Vorhersagen für das österreichische Bauwesen sind daher mit Vorsicht zu genießen. In unserer Prognose für die Bauwirtschaft Österreich 2024 stützen wir uns auf aktuelle Daten und schließen auf mögliche Szenarien.
Die Lage am österreichischen Bausektor bleibt auch 2024 herausfordernd
Die meisten Expert:innen rechnen für 2024 mit einer weiterhin schwierigen Lage des Bauwesens; nicht nur in Österreich, sondern europaweit. Besonders der Wohnungsbau drückt die Abflachung überdurchschnittlich stark – dazu später mehr.
Die reale Bauproduktion sinkt seit 2022 und dürfte auch 2024 anhalten. Während die Geschäftsstelle Bau der Wirtschaftskammer Österreich in ihrem Report “Zahlen, Daten, Fakten 2023” zur österreichischen Bauwirtschaft, gestützt auf Daten der WIFO und Euroconstruct, für 2024 noch mit einem um 0,7 Prozent steigenden Bauvolumen rechnete, gestalten sich aktuellere Prognosen pessimistischer.
Beim gesamten Hoch- und Tiefbau zusammen rechnet die WKO, bzw. Euroconstruct 2023 von einer Konjunktur von minus 1,8 Prozent, beim Wohnungsbau sogar mit minus 3,3 Prozent.
Auftragssituation im Wohnbau weiterhin schwach
Am schlechtesten steht es momentan um den Wohnungsbau. Trotz eines drohenden Mangels wird sich diese Entwicklung 2024 und 2025 wahrscheinlich nur langsam erholen. Die hohen Baupreise und die steigenden Zinsen sorgten dafür, dass momentan viel weniger Wohnraum gebaut wird als eigentlich nötig.
Noch vor rund zwei Jahren befand sich der Wohnbau auf einem Höchststand. 2021 wurden in Österreich über 71.000 Wohnungen gebaut, so viel wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Seit letztem Jahr hat der Wohnbau extrem abgenommen. 2022 wurden noch 46.000 Wohnungen gebaut und 2024 dürfte es noch weiter bergab gehen.
Leichte Erholung im Tiefbau und Nichtwohnungsbau erwartet
Etwas besser sieht es beim Nichtwohnungsbau und beim Tiefbau aus. Gegenüber 2024 könnte der Nichtwohnungsbau um rund 1,0 Prozent und der Tiefbau sogar um 2,4 Prozent zunehmen.
Der Tiefbau dürfte der Bereich sein, welcher die Bilanz des österreichischen Bauwesens 2024 und 2025 am meisten stützt. Zwar leidet auch er unter der aktuellen Situation, die Auftragslage ist jedoch um einiges besser als beim Hochbau und wird diesen auch in den nächsten beiden Jahren übertreffen. Die Impulse werden aus den Sparten Telekommunikation, Verkehr und Energie ausgehen, welche bereits letztes Jahr dafür sorgten, dass der Tiefbau um 1,5 Prozent zugenommen hat.
Beim Nichtwohnungsbau, also dem Hochbau ohne den Wohnungsbau, versprechen Logistik und das Gesundheitswesen Aufträge. Zwar kann der Nichtwohnungsbau nicht mit dem Tiefbau mithalten und dürfte 2024 kämpfen, mittel- bis langfristig wird er sich jedoch schneller erholen als der Wohnungsbau.
LESETIPP: Der Immobilienmarkt in Österreich 2023/24
ENTWICKLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN BAUBRANCHE 2025
2024 wird kein einfaches Jahr für die Branche sein. Je nach Sparte und Prognose rechnen Expert:innen mit einer leichten Verbesserung im Jahr 2025.
Natürlich müssen dafür die makroökonomischen Bedingungen gegeben sein. Sind Fremdfinanzierungen jedoch wieder günstiger zu haben, wird die aktuell gedrosselte Bautätigkeit 2025 voraussichtlich umschlagen.
FAZIT ZUR BAUWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH 2023
Die Bauwirtschaft in Österreich durchlebte 2023 einen bemerkenswerten Negativtrend. Die Gründe für diese düstere Entwicklung sind vielfältig. Der Mangel an Arbeitskräften, der seit einigen Jahren spürbar ist, wurde durch unzureichende Ausbildungsplätze und eine mangelnde Integration von Frauen in den Bausektor verstärkt. Ein weiterer Grund sind der Preisanstieg und Lieferengpässe bei Baumaterialien, verstärkt durch pandemiebedingte Produktionsprobleme und geopolitische Ereignisse wie den Ukraine-Krieg.
Aufgrund der derzeitigen Herausforderungen blickt die Branche mit gemischten Gefühlen auf die kommenden Jahre. Für 2024 wird weitgehend mit einer Stagnation gerechnet, vorwiegend im Wohnungsbau.